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Begegnungen zwischen Limburg und Sainte-Foy

2. Dezember 2025 09:05:47

Mehr als zehn Jahre lang suchte Limburg einst nach einer französischen Partnerstadt – bis sich mit Sainte Foy die passende Stadt fand. Seit 1967 wurden viele Bande in den Bereichen Sport, Kunst und Musik zwischen den Kommunen geknüpft. 
 

Partnerschaftsverein mit Glühweinstand

Mit einem Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt präsentiert sich der Partnerschaftsverein – hier Doris und Werner Huber (1. und 2. v. r.), Ute und Jürgen Sawall (1. und 2. v. l.).

Es war ein langer Weg bis zur Unterzeichnung der Partnerschafts-Urkunde zwischen der Stadt Limburg und dem französischen Sainte-Foy-lès-Lyon, aber der formale Akt im Jahr 1967 war Grundlage für viele Begegnungen und Freundschaften über die Grenze hinweg – bis heute. „Die Städtepartnerschaft hat mein Leben unglaublich bereichert“, sagt Doris Huber. Sie ist langjähriges Mitglied im 1999 gegründeten Limburger Verein für Städtepartnerschaften und seit 2011 Vorsitzende des Arbeitskreises Sainte-Foy. 

Seit 2008 organisiert sie einmal im Jahr den beliebten Beaujolais-Primeur-Abend, hilft bei der Organisation des Partnerschaftsstandes auf dem Weihnachtsmarkt, wo rund 120 Ehrenamtliche selbstgemachten Glühwein mit französischem Wein und Produkte aus den Partnerstädten verkaufen, und bei den alle drei Jahre stattfindenden Freundschaftstreffen. Sie weiß: „Man braucht Menschen, die die Partnerschaft zwischen den Städten tragen und beleben. Ohne geht es nicht.“

Beitrag zur Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich


Es sollte „Völkerverständigung von unten“ sein, dass in den Nachkriegsjahren Städtepartnerschaften gefördert wurden, zunächst mit England, später mit Frankreich. 1956 forderte die Deutsch-Französische Gesellschaft, Zweiggruppe Limburg, den Magistrat auf, Kontakt mit Laon aufzunehmen. Eingeschaltet wurden die französische Botschaft und die Internationale Bürgermeister-Union, die dann vorschlug, die Stadt Vanves anzusprechen. 

Von da an gab es rund zehn Jahre lang immer wieder Vorschläge für Städte, Kontaktversuche, Diskussionen über die „richtige“ Partnerstadt, sogar Geldmittel und eine Resolution für eine französische Städtepartnerschaft. Doch alle Versuche scheiterten – bis 1965 Sainte-Foy vorgeschlagen wurde. 

Limburg und Sainte-Foy: Partner seit 1967

1966 besuchten sich Delegationen beider Städte gegenseitig. Man fand sich offenbar sympathisch, denn am 27. Mai 1967 unterzeichneten Bürgermeister Josef Kohlmaier und Maire ­Raymond Barlet die Partnerschaftsurkunde. „Die Stadt Limburg ist glücklich, sich heute einreihen zu können in den Kreis derer, die mitbauen am Werk der deutsch-französischen und der europä­ischen Aussöhnung und Verständigung. Sie ist glücklich, in den Menschen aus Sainte-Foy-les-Lyon Partner gefunden zu haben, die der Verwirklichung dieses Gedankens in gleicher Weise anhängen“, sagte Bürgermeister Kohlmeier damals beim Festakt. 

Von nun an gab es regen Austausch zwischen den Städten: Begegnungen zwischen Vereinen etwa bei gemeinsamen Sportereignissen, ­Reisen für Jugendliche und Treffen bei Jubiläumsfeiern – etwa zum 100-jährigen Bestehen der Limburger Feuerwehr. 1968 heiratete das erste Paar, das sich bei Besuchen kennengelernt hatte. 1971 wurde eine Limburger Straße in „Ste.-Foy-Straße” umbenannt. (Ste. ist die gängige Abkürzung für Sainte.) In der französischen Partnerstadt wiederum gab es bald eine „Avenue de Limburg”.

1992 kam das englische Lichfield dazu, es entstand eine Art Ringpartnerschaft zwischen den drei Städten. Um dieser den geeigneten Rahmen zu geben, wurde 1999 der Verein für Städtepartnerschaften gegründet – mit drei Arbeitskreisen, denn außer Sainte-Foy und Lichfield war auch das belgische Oudenburg eine Limburger Partnerstadt. 

Austausch mit offenen Herzen 

„Die Kontakte nach Sainte-Foy, die Begegnungen und gemeinsamen Unternehmungen haben mir von Anfang an gefallen“, erinnert sich Doris Huber, die 1991 nach Limburg gezogen war. Beim Austausch auf den verschiedenen Ebenen wie Sport, Kunst oder Musik schloss sie Freundschaften. „Meine ersten Gasteltern treffe ich heute noch.“ Und sie erlebte, dass persönliche Begegnungen helfen, national geprägte negative Vorurteile abzubauen. Limburgs Bürgermeister Marius Hahn (SPD) resümierte 2017 in Sainte-Foy, 50 Jahre nach der Vertragsunterzeichnung: „Franzosen, Engländer und Deutsche haben ihre Wohnungen, Häuser und vor allem ihre Herzen geöffnet. Aus anfänglichen ­Vorbehalten, Unsicherheiten oder gar Ängsten sind schnell Neugierde und ­Offenheit im Umgang entstanden.“

Gemeinsame Kulturreisen 

In den vergangenen Jahren gab es nicht mehr so viele gemeinsame Aktionen mit den Partnerstädten, denn es fehle etwas an jüngeren Menschen, die sich dauerhaft für die Partnerschafts­arbeit engagieren, erzählt Doris Huber. „Es ist ja für junge Leute nichts Besonderes, nach Frankreich zu fahren, wenn man für 90 Euro nach New York fliegen kann.“

Nach wie vor unternehmen Menschen aus den Partnerstädten aber gemeinsam Kulturreisen (2024 nach ­Lübeck, für 2026 steht Metz auf dem Programm). Es gibt gegenseitige Besuche und neuer­dings auch einen Austausch zwischen zwei Tennisclubs. Huber meint: „Das Mit­einander kann auch heute noch gewinnbringend sein, wenn wir es schaffen, gemeinsam die demokratischen Werte zu betonen und zu stärken. Für die, die ­mitmachen, war und ist es ­jedenfalls eine tolle Erfahrung.“

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