Waldbrandprävention

Mit Mischwald die Waldbrand-Gefahr minimieren

Karin Billanitsch14. Juli 2019
Raus ins Grüne statt graue Theorie: Bundesumweltministerin Svenja Schulze informiert sich in der Rochauer Heide über ökologischen Waldumbau. Neben der Ministerin stehen Martin Duhr und Jörg Dunger.
Waldbrand hat Hochsaison: Bundesumweltministerin informiert sich auf ihrer Sommerreise in Brandenburg über Waldumbau, damit klimaresiliente Wälder heranwachsen.

Es ist noch gar nicht so lange her, an Pfingsten, als es im Wald in der Nähe der Brandenburger Gemeinde Heideblick gebrannt hat. Etwa ein Hektar Wald waren betroffen. Die Feuerwehr rückte mit 18 Fahrzeugen an, aus Luckau und umliegenden Kommunen wie Wehnsdorf, Waldrehna, Wüstermarke und Waltersdorf. Der Brand ist kein Einzelfall: In der Mark wurden 2019 schon fast 300 Waldbrände gemeldet – darunter der riesige Brand eines Truppenübungsplatzes bei Jüterbog, mit 744 Hektar der größte Waldbrand in Brandenburg.

Klimawandel wirkt sich auf Wälder aus

Die anhaltend trockene Witterung begünstigt das Entstehen von Waldbränden. „Brandenburg ist die Region mit den geringsten Niederschlägen, schon seit vielen Jahren gibt es eine negative Bilanz im Landschaftwasserhaushalt“, sagt Carsten Linke vom Landesamt für Umwelt und Klimaschutz. In trockenen Jahren wie in 2018 sinkt der Grundwasserpegel ab, was das Problem verschärft ­– die Waldbrandgefahr steigt.

Als Reaktion darauf gilt der Waldumbau als Risikovorsorge. Denn: Reine Nadelwälder in Monokultur, wie der in Brandenburg sehr häufig anzutreffende Kiefernwald, sind gefährdeter als Mischwald. Hätte man der Natur freien Lauf gelassen, statt über weite Flächen Kiefernplantagen anzulegen, hätten reine Kiefernwälder nur einen Anteil von bis zu einem Prozent.

Mehr Mischwald statt Mono-Plantagen

Kiefern brennen besser als Eichen, zumal wenn unter ihnen am Boden nur Gras wächst, statt dichteres Unterholz. Daher greifen die Förster ein und erhöhen den Anteil von Eichen oder Birken. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), kürzlich auf Sommerreise, steht mitten zwischen hohen Kiefern und noch recht niedrig gewachsenen Eichen in der Rochauer Heide, nicht weit von der Gemeinde Heideblick. Sie will sich vor Ort über den Waldumbau informieren. Noch vor zehn Jahren standen hier nichts als Kiefern.

Im lichten Wald wachsen junge Bäume zwischen den hohen Kiefern. Foto: DEMO/Karin Billanitsch

„Wir wollen fitte, klimaresiliente, menschenfreundliche Wälder, die der natürlichen Baumartzusammensetzung weitgehend ähnlich sind“, sagt Oberförster Jörg Dunger. „Mischung und Strukturreichtum, das sind die zwei Dinge, auf die wir hinauswollen“, ergänzt Michael Duhr aus dem Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg, der auch die Aufsicht über den Landesbetrieb Forst Brandenburg hat. Auch er gehört zum Tross, der die Ministerin begleitet. Ziel ist es langfristig nur 50 Prozent Kiefern in Mischwäldern zu haben.

„Wir unterhalten uns in Fachgruppen über die Klimaanpassungsstrategie, und natürlich auch darüber, was bedeutet das für die Wälder“, sagt Svenja Schulze. Und das sei auf Papier ganz schön abstrakt. „Was passiert da, in welchen Geschwindigkeiten geht das, das können wir hier sehen“, so die Ministerin.

„Motorsäge und Waffe“

Neue Bäume pflanzen mussten die Förster dafür nicht. „Mehr Licht auf den Boden ermöglicht eine natürliche Verjüngung“, erklärt Duhr. Die zweite entscheidende Frage ist das Jagen des Wilds, um zu verhindern, dass die jungen Baumtriebe abgeknabbert werden. „Motorsäge und Waffe sind die zwei Kerninstrumente, um differenzierten ökologischen Waldumbau in Brandenburg betreiben zu können“, betont Duhr.

Dabei hilft den Förstern der Eichelhäher kräftig mit. Was hier zu sehen ist, sei ausschließlich durch Naturverjüngung entstanden, so Duhr. Die neue Kombination sei viel wirksamer, um Waldbrand zu verhindern.

Nachwuchsprobleme bei den Feuerwehren

Im Fall eines Waldbrandes sind die Kommunen Träger des Brandschutzes. Hier in der Rochauer Heide gibt es das zusätzliche Problem der Belastung des Bodens mit Munition aus dem Krieg. „Es liegt noch viel im Boden“, bestätigt der Bürgermeister der Gemeinde Heideblick mit ihren 14 Ortsteilen, Frank Deutschmann. Als sich an Pfingsten der Waldbrand ausbreitete, habe es ein paar Mal geknallt, berichtet der Rathauschef „das habe ich so noch nie gehört“.

Einfach sei es nicht, genügend Nachwuchs für die freiwillige Feuerwehr zu finden, räumt Deutschmann ein. Zwar sind die Kids-Feuerwehren sehr beliebt. Aber viele, die sich als Kinder und Jugendliche bei den Wehren engagiert haben, gehen in die Lehre, studieren und wandern ab. „Und dann dauert es eine ganze Weile, bis sie wieder zurückkommen“, so Deutschmann.

Problem der Tagesbereitschaft

Ein Problem sei auch, die Tagesbereitschaft zu gewährleisten, räumt Deutschmann ein. Denn die Freiwilligen sind fast alle berufstätig, und viele pendeln zu einem Arbeitsplatz außerhalb ihres Wohnortes. Nun soll es eine neue Kooperation in Heideblick geben: Auf dem Parkplatz einer örtlichen Firma soll ein Feuerwehrwagen stehen; die Gemeinde finanziert den Auszubildenden der Firma einen LKW-Führerschein.

Andreas Bolz, Amtsleiter des benachbarten Schliebener Landes, kritisiert, dass die Waldbrandwarte nicht mehr besetzt ist: Das verzögere den Einsatz der Feuerwehrleute weiter, die den Brandherd finden müssten. Er stellt auch klar, dass die vorrangige Aufgabe der Feuerwehr der Schutz von Leib und Leben ist. Daher komme als Alternative auch das kontrollierte Abbrennen in Betracht, gerade in den munitionsverseuchten Gebieten.