Gesamtbilanz nach der NRW-Stichwahl: Wie die SPD sich behauptet hat
Die Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen sind entschieden. In den großen Städten konnte die SPD insgesamt so viele Rathäuser erobern wie zuvor. In Städten über 50.000 Einwohnenden gewann sie einige Ämter hinzu, in den Kreisen stellt die Partei vier Landräte. Das sind die Ergebnisse im Überblick.
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Wahlsieger Sören Link (SPD) mit Frau Stefanie am Wahlabend in Duisburg.
Die Würfel sind gefallen: Die Gesamtbilanz nach den Wahlen am 14. September und den Stichwahlen am Sonntag den 28.September zeigt: In 13 Städten stellen die Sozialdemokrat*innen den Oberbürgermeister beziehungsweise die Oberbürgermeisterin und damit genauso viele wie zuvor. In weiteren 23 Städten mit mehr als 50.000 Einwohner*innen haben SPD-Bürgermeister*innen das Rathaus erobert.
Achim Post dankt Mitgliedern der NRW SPD
Fast 150 Stichwahlen fanden am Sonntag statt, da keine*r der Kandidat*innen im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmen erreichen konnte. Achim Post, Co-Vorsitzender der NRWSPD lobte am Sonntagabend, schon während noch die die Auszählungen liefen, den Einsatz der Sozialdemokraten im Land: „Unsere Mitglieder, unter ihnen rund 8.000 Kandidatinnen und Kandidaten, sind in den letzten Wochen über sich hinausgewachsen und haben gekämpft. Das war nicht leicht, denn sie standen oft im Gegenwind. Dass die SPD heute spürbar besser als zuletzt bei den Bundestagswahlen abgeschnitten hat, zeigt, wie tief unsere Mitglieder in den Kommunen verankert sind.“
Licht und Schatten in großen Städten
Blickt man auf die urbanen Zentren, wo es um das Amt des/der Oberbürgermeister*in ging, gab es bei der Stichwahl Licht und Schatten: In Oberhausen und Köln holten sich die Sozialdemokraten Thorsten Berg und Torsten Burmester das Rathaus nach zehn Jahren zurück. In Gelsenkirchen und Duisburg erlitt die AfD eine Schlappe, weil sich die Kandidaten der SPD, Andrea Henze und Sören Link durchsetzen konnten.
In Dortmund dagegen erlitt Thomas Westphal eine Niederlage gegen den Konkurrenten von der CDU, Alexander Kalouti – zum ersten Mal seit 1946 sitzt kein Sozialdemokrat an der Spitze im Rathaus. Auch in Bielefeld, Leverkusen und Solingen hat die SPD das Rathaus verloren.
Fehler in Mülheim an der Ruhr
Frank Meyer verteidigte in Krefeld erfolgreich sein Amt mit 55 Prozent, siegreich waren auch Felix Heinrichs in Mönchengladbach und Nadia Khalaf in Mülheim an der Ruhr – jedenfalls Stand Sonntagabend. Dann waren bei einer Routineprüfung Unregelmäßigkeiten in einem Wahlbezirk im Stadtteil Holthausen aufgefallen. Nachdem der Bezirk neu ausgezählt wurde, steht jetzt vorläufig fest: Marc Buchholz von der CDU bleibt doch Oberbürgermeister.
Jeweils mehr als zwei Drittel der Stimmen erhielten Sven Wolf in Remscheid (68,0 Prozent) sowie Miriam Scherff in Wuppertal mit 74,6 Prozent. Weitere Erfolge gelangen in den Stichwahlen in Bochum und Bottrop, wo Jörg Lukat und Matthias Buschfeld als Sieger hervorgingen.
Wo die SPD sich in den Stichwahlen behauptet
In den größeren Städten mit mehr als 50.000 Einwohner*innen konnte die SPD sich in den Stichwahlen 15 mal erfolgreich behaupten. Neu ins Amt gewählt wurde Marcel Kreutz in Bergisch Gladbach sehr knapp mit 50,4 Prozent der Stimmen. Sein Vorgänger Frank Stein (SPD) trat nicht mehr an. In Bocholt errang Christian Mangen den Wahlsieg (53,5 Prozent) und warf Amtsinhaber Thomas Kerkhoff (CDU) aus dem Rennen. Künftig wird auch das Rathaus in Dinslaken rot: Simon Panke bekam 73,3 Prozent der Stimmen.
Erfolgreich schnitten auch die Sozialdemokrat*innen Uwe Tietz in Frechen (54,0 Prozent), Melanie Witte-Lonsing in Hattingen (51,3 Prozent), Thomas Jurczyk in Kerpen (51,4 Prozent) sowie Martina Förster-Teutenberg in Lünen mit 52,3 Prozent ab. Peter Kock folgt in Minden auf Michael Jäcke, ebenfalls SPD, der nicht mehr antrat. Axel Tschersich eroberte nach 26 Jahren das Rathaus in Recklinghausen mit 68,6 Prozent.
Tristan Vitt lag in Siegen mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50,02 Prozent oder nur zehn Stimmen vorn. Rainer Benien gewann in Wesel und Dirk Leistner in Witten errang die Zustimmung von 64,3 Prozent der Wähler*innen. Ihr Amt erfolgreich verteidigt haben Erik Lierenfeld in Dormagen, Bettina Weist in Gladbeck und Sebastian Wagemeyer in Lüdenscheid.
Acht Kandidaten hatten sich bereits im ersten Wahlgang durchgesetzt: in Arnsberg, Castrop-Rauxel, Detmold, Düren, Grevenbroich, Ibbenbüren, Neuss sowie in Stolberg/Rheinland.
SPD stellt künftig vier Landräte
Insgesamt wird die SPD in Nordrhein-Westfalen nach den zwei Wahlrunden insgesamt vier Landräte stellen – zwei weniger als zuvor. Auf Anhieb konnten Markus Ramers aus Euskirchen und Mario Löhr aus Unna ihr Amt verteidigen.In der Stichwahl am Sonntag gewannen Jan-Christoph Schaberick im Landkreis Ennepe-Ruhr (55,9 Prozent) sowie Andreas Müller im Landkreis Siegen-Wittgenstein mit 62,2 Prozent.
Das Landratsamt in Herford wird künftig Mirco Schmidt von der CDU führen, Frank Diembeck, der für SPD und Grüne antrat, wählten nur 46,2 Prozent der Wähler*innen. Der bisherige Landrat Jürgen Müller (SPD) war nicht mehr angetreten. Auch das Landratsamt in Lippe konnte nicht erfolgreich verteidigt werden: Meinolf Haase (CDU) gewann vor Ilka Kottmann von der SPD.
In der Städteregion Aachen unterlag die SPD-Kandidatin Janine Köster dem Amtsinhaber Tim Grüttemeier (CDU).
Quelle: Auswertung der Bundes-SGK; Aktualisierung am 30.09.2025
Ralf Bauer
ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.