NRW-Stichwahlen: Wo die SPD am Sonntag gespannt hinschaut
Mehrere Millionen Wahlberechtigte sind am Sonntag in Nordrhein-Westfalen aufgefordert, ihre Stimmen ein zweites Mal abzugeben. Die SPD rechnet sich bei einigen Stichwahlen Siegchancen aus, insbesondere im Ruhrgebiet, aber auch am Rhein.
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Appell zur Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen
Andrea Henze hat schon gewählt. Die SPD-Oberbürgermeisterkandidatin postete am Freitag ein Foto von ihrer Stimmabgabe im Rathaus von Gelsenkirchen auf Instagram. Alle anderen Wahlberechtigten können es ihr noch bis Sonntagabend um 18 Uhr gleichtun. Dabei empfiehlt eine breite Mehrheit die Wahl von Henze. Die Grünen hatten es schon vor dem ersten Wahlgang getan, nun auch CDU und FDP. Denn ihr Gegenkandidat kommt von der rechtsextremen AfD. Im ersten Wahlgang lag Henze mit mehr als 37 Prozent klar vorne, AfD-Kandidat Norbert Emmerich kam auf knapp 30 Prozent. Aus Sicht der demokratischen Mitte ist klar: Gelsenkirchen soll nur in fußballerischer Hinsicht blau bleiben. Deswegen riefen auch die Vorstandsmitglieder des Fußball-Zweitligisten Schalke 04, Matthias Tillmann und Frank Baumann, zur Wahl von Andrea Henze auf.
Ruhrgebiet soll rot bleiben
Achim Post, Vorsitzender der NRWSPD, zeigte sich vor dem zweiten Wahlgang im Gespräch mit dem „vorwärts“ optimistisch: „Die Demokratieverächter*innen von der AfD werden weder in Gelsenkirchen noch in einer anderen Ruhrgebietsstadt die Oberbürgermeisterin oder den Oberbürgermeister stellen. Da bin ich sicher.“ Denn neben Gelsenkirchen kommt es auch in Duisburg in der Stichwahl zu einem Duell zwischen SPD und AfD. Im ersten Wahlgang verpasste SPD-Amtsinhaber Sören Link mit 45,97 Prozent nur knapp den Durchmarsch und lag damit fast 30 Prozentpunkte vor seinem AfD-Kontrahenten.
Insgesamt stehen am Sonntag in 92 Städten, Kreisen und Gemeinden für SPD-Kandidierende Stichwahlen um die Ämter als Oberbürgermeister*in, Landrät*in oder Bürgermeister*in an. Insbesondere im Ruhrgebiet werden die Sozialdemokrat*innen ab 18 Uhr mit Spannung auf die Ergebnisse schauen. Beispielsweise in Dortmund, wo die SPD seit 1946 durchgehen den Oberbürgermeister stellt. Nach dem Willen von Amtsinhaber Thomas Westphal soll das auch so bleiben. Er kam im ersten Durchgang auf gut 27 Prozent und will sich nun in der Stichwahl durchsetzen. Ähnlich ist die Lage in Bochum, auch hier seit 1946 durchgehend SPD-Oberbürgermeister. Amtsinhaber Thomas Eiskirch tritt jedoch nicht wieder an. Der frühere Polizeipräsident Jörg Lukat bewirbt sich um seine Nachfolge. Im ersten Wahlgang kam der Sozialdemokrat bereits auf mehr als 40 Prozent der Stimmen.
Am Rhein wird's spannend
In Krefeld amtiert SPD-Oberbürgermeister Frank Meyer seit 2015. In der Stichwahl bekommt er es am Sonntag mit einem Herausforderer von der CDU zu tun. In Oberhausen stellt hingegen die CDU seit 2015 den Oberbürgermeister. Thorsten Berg will das ändern und Amtsinhaber Daniel Schranz in der Stichwahl schlagen, nachdem er ihm vor fünf Jahren noch unterlegen gewesen war. Auch in Essen und Mülheim an der Ruhr fordern die SPD-Kandidatinnen Julia Klewin und Nadia Khalaf die jeweiligen CDU-Amtsinhaber heraus.
Anders stellt sich die Situation am Rhein dar. In Köln, der größten Stadt des Bundeslandes, ist Amtsinhaberin Henriette Reker nicht erneut angetreten. SPD-Kandidat Torsten Burmester will das Rathaus nach elf Jahren für seine Partei zurückerobern. In Mönchengladbach hat Amtsinhaber Felix Heinrichs nach mehr als 43 Prozent, die er am 14. September bereits einfuhr, gute Chancen auf die Wiederwahl. Schwieriger ist die Ausgangslage in Leverkusen für Uwe Richrath, der im ersten Wahlgang noch gut fünf Prozentpunkte hinter seinem CDU-Herausforderer lag.
Wechsel in Wuppertal
In Wuppertal wird es in jedem Fall einen Wechsel im Rathaus geben, nachdem der Grüne-Amtsinhaber Uwe Schneidewind nicht wieder antrat. Beste Chancen auf seine Nachfolge hat SPD-Kandidatin Miriam Scherff, die fast zehn Prozentpunkte vor ihrem Kontrahenten von der CDU lag. In der Nachbarstadt Remscheid sieht alles nach einem Sieg des SPD-Landtagsabgeordneten Sven Wolf aus, der im ersten Wahlgang schon auf 41,49 Prozent der Stimmen kam. Schwieriger ist die Ausgangslage für seinen Landtagskollegen Josef Neumann in Solingen, der einen Rückstand von gut fünf Prozentpunkten im zweiten Wahlgang aufholen muss.
DIRK BLEICKER
ist Redakteur des vorwärts im Berliner Vorwärts Verlag. Er hat Politikwissenschaft studiert.