Klare Ziele für bessere Bildung
Wie die Bildung in Deutschland bis 2035 verbessert werden kann, war Thema einer Veranstaltung in Berlin. Daran nahmen Bildungsministerinnen aus drei verschiedenen Parteien teil – trotzdem waren sie sich in zentralen Punkten einig.
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Frühe Bildung im Kindergarten zu stärken, um den Schuleintritt zu erleichten, ist ein Ziel des Programms „First Class“ in Rheinland-Pfalz. Auch andere Bundesländer legen einen Fokus darauf, den vorschulischen Bereich mit der Grundschule enger zu verzahnen.
Wie kann die Bildung in Deutschland besser werden? Mit dieser Frage haben sich Bildungsministerinnen aus den drei Bundesländern Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein beschäftigt und in einer neuen Publikation der Wübben-Stiftung Bildung ihre Vorschläge präsentiert. Am Montag haben die Ministerinnen Stefanie Hubig (SPD), Theresa Schopper (Bündnis 90/die Grünen) und Karin Prien (CDU) auf Einladung der Stiftung in Berlin ihre Ideen vorgestellt.
„Messbare Bildungsziele“
Es brauche in Deutschland klare und messbare Bildungsziele und verbesserte Rahmenbedingungen, waren sich die Ministerinnen in der Diskussionsrunde einig. Wie wichtig parteiübergreifende Ziele sind, die in möglichst allen Bundesländern akzeptiert werden, betonten Hubig, Prien und Schopper auch in der Publikation „Bessere Bildung 2025“. Es brauche „wenige, aber klare Ziele“. Als handlungsleitende Ziele haben sie sich Folgendes auf die Fahnen geschrieben: Frühe Bildung, Leistungsentwicklung, Chancengleichheit und die Schule als Lern- und Lebensort.
Im Föderalstaat sind grundsätzlich die Länder für Bildung zuständig: Sie legen zum Beispiel das Schulsystem und die Lerninhalte fest. In die Verantwortung der Kommunen fällt die Infrastruktur, also der Schulbau und die Schaffung von ausreichend Ganztags- und Kitaplätzen. Auch der Bund kann ins Spiel kommen: zum Beispiel beim Startchancen-Programm, einer gemeinsamen Initiative von Bund und Ländern, die die Bildungsgerechtigkeit verbessern will.
Appell: „Alle Ebenen sollen zusammenarbeiten“
„Alle Ebenen des Schulsystems sollten sich als Teil eines Systems fühlen und wirklich zusammenarbeiten“ appellierte die Wissenschaftlerin Anne Sliwka von der Universität Heidelberg auf der Veranstaltung. Dafür brauche es auch die entsprechende Infrastruktur. Die Bildungsforscherin war an der Publikation als Mitautorin beteiligt.
„Die Bedeutung von Schulträgern ist nicht zu unterschätzen, wenn es darum geht, ein Lernumfeld zu schaffen, das optimal auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte abgestimmt ist“, stellt sie fest. Deshalb sollte die Zusammenarbeit mit dem Schulträger kontinuierlich vertieft und auf allen Ebenen gestärkt werden, so die Forderung.
Hubig: „Kitas sind Orte der frühkindlichen Bildung“
Wie wichtig der Punkt frühe Bildung ist, wurde mehrfach betont. So stellte Ministerin Hubig klar, dass es in Rheinland-Pfalz eine bewusste Entscheidung gewesen sei, Kitas, also den vorschulischen Bereich, in die Verantwortung des Bildungsministeriums zu verlagern. „Das war gut und richtig! Kitas sind Orte der frühkindlichen Bildung“, sagte Hubig.
Ein besonderer Fokus wird in Kitas und Grundschulen auf das Thema Sprachbildung und -förderung gelegt. „Wir in Rheinland-Pfalz haben ein Programm der alltagsintegrierten Sprachförderung, das mit wissenschaftlicher Begleitung in Kitas und Schulen etabliert wurde.“ In jeder Kita soll es laut Kitagesetz außerdem eine Sprachbeauftragte geben.
Rheinland-Pfalz: Programm „First Class“
Und im Rahmen des Startchancen-Programms gebe es das Programm „First Class“, bei dem Erstklässler unterstützt werden, noch fehlende Fähigkeiten aufzuarbeiten, nicht zuletzt um die Durchfallquoten zu senken. Auch die Kitas, die im Umfeld der so genannten Startchancen-Schulen sind, erhielten laut Hubig zusätzliche Stunden für Sprachförderung durch eine Beauftragte. „Wir haben mit 350 Kitas angefangen und wollen das verdoppeln.“
Hintergrund: Das Startchancenprogramm ist eine gemeinsame Initiative von Bund und Ländern, die darauf abzielt, die Bildungsgerechtigkeit zu verbessern und den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg aufzubrechen. Die Schulen werden speziell anhand von Faktoren wie Migrationshintergrund der Schüler und Einkommen der Familien ausgewählt. Das Programm umfasst laut Ministerium 200 Schulen.
Karin Prien, Bildungsministerin aus Schleswig-Holstein, sprach sich für Monitoring schon in der Kita aus und betonte: „Wir brauchen Diagnostik in der Kita. Diese muss mit Fördermaßnahmen verbunden werden.“ In Schleswig-Holstein gibt es im frühkindlichen Bereich das Programm „PerspektivKitas“ rund um ausgewählte Schulen mit einem höheren Anteil sozial benachteiligter Schüler.
Ralf Bauer
ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.