Bezahlbare Zimmer für Azubis
Fast 40 Prozent der Auszubildenden in Hamburg kommen aus anderen Bundesländern. Das Azubiwerk hilft ihnen, eine Bleibe zu finden.
DGB Nord/Hamburg
Die meisten Wohnheime bieten auch Platz, um gemeinsam die Freizeit zu gestalten.
Wohnraum in Hamburg ist teuer und knapp. Deshalb hat die Hansestadt die Gemeinnützige Stiftung Azubiwerk gegründet. Ihre Aufgabe: „In der Stadt für junge Menschen in der Ausbildung bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen“, sagt Arne Dornquast, Leiter des Amtes für Arbeit und Integration in der Hansestadt.
Beginnend im Jahr 2016 entstanden über die Stadt verteilt vier Wohnheime mit 700 Plätzen für Azubis: das erste im Bezirk Wandsbek im Nordosten der Hansestadt, in Harburg südlich der Elbe, im Münzviertel im Zentrum und in Altona, westlich der Innenstadt.
Bezahlbare Unterkünfte
„Wir wollen sicherstellen, dass Studierende und Azubis für ein WG-Zimmer möglichst nicht mehr als 400 Euro zahlen“, heißt es im SPD-Regierungsprogramm zur Bundestagswahl. Das Azubi-Wohnen erfüllt diese Forderung. Die Miete beträgt derzeit 238 bis 274 Euro kalt. Die Wohnungen sind komplett eingerichtet: mit Bett und Schreibtisch, einer Küche mit Geschirr, Herd, Mikrowelle, Kühlschrank und Spülmaschine sowie WLAN-Anschluss und Festnetztelefon. Dafür zahlen die Azubis um die 200 Euro für alle Nebenkosten.
Waschmaschine und Trockner stehen in einer Waschküche zur Verfügung.
Wer in eines der Einzelapartments, eine Zweier-, Dreier- oder Vierer-WG einziehen will, muss einen Ausbildungsplatz in Hamburg nachweisen, bei Einzug mindestens 16 Jahre alt sein und darf das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Außerdem muss eine Kaution von 500 Euro hinterlegt werden. Zum Ende der Probezeit und mindestens ein Mal im Jahr müssen die Mieterinnen und Mieter nachweisen, dass ihr Ausbildungsverhältnis weiter besteht.
Rund um die Uhr betreut
Etwa 30 Prozent der Azubis in Hamburg sind bei Ausbildungsbeginn jünger als 17 Jahre. Das Wohnheim in Hamburg-Wandsbek wurde mit Fokus auf diese Altersgruppe gebaut. Dort gibt es ein Betreuungsangebot, das 24 Stunden an sieben Tagen die Woche für ihre Sorgen und Nöte ansprechbar ist, Hilfe bei Anträgen wie der Berufsausbildungsbeihilfe oder Wohngeld anbietet, bei beruflichen wie privaten Problemen unterstützt und wenn nötig professionelle Hilfe vermittelt. Dornquast: „Die Jugendlichen sind selbstständig, aber sie sind nicht auf sich allein gestellt.“
„In den Wohnheimen gibt es Freizeiträume, Freizeitangebote wie gemeinsames Kochen, Grillen oder Super-Bowl-Gucken, Spiele- und Filmabende oder ein Sonntagsfrühstück für alle Bewohnerinnen und Bewohner“, sagt Olaf Schwede, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Azubiwerk. Gemeinschaft wird großgeschrieben, ist aber wie in jeder Wohngemeinschaft nicht immer problemlos. „Die meisten Konflikte gibt es beim Thema Sauberkeit“, sagt Schwede. Wie in jeder WG müssen die Jugendlichen lernen, damit umzugehen, notfalls mit einem Putz-Tipp vom pädagogischen Team.
Vergabe nach Punktesystem
Die Plätze im Azubi-Wohnen sind begehrt. Jahr für Jahr gibt es 20.000 Bewerbungen, aber es werden nur etwa 15 Plätze pro Monat frei, zum Beispiel weil die Jugendlichen ihre Ausbildung beendet oder eine eigene Wohnung gefunden haben. Die Plätze werden nach einem Punktesystem vergeben. Es bevorzugt Jugendliche, die unter 17 oder unter 18 Jahre alt sind, die aus dem Hamburger Umland oder dem Ausland kommen sowie in kleineren Betrieben eine Ausbildung beginnen oder schon begonnen haben. Weil die Nachfrage hoch ist, will Hamburg die Zahl der Azubi-Wohnplätze bis zum Sommer 2030 auf 1.000 Plätze erhöhen.
Für Berufe mit besonderem Fachkräftebedarf sind 35 Plätze reserviert. Welche Berufe das sind, bestimmt die Handelskammer Hamburg in jedem Jahr neu. Zusätzlich sind 15 Plätze für Azubis der Polizei und Feuerwehr reserviert. In Planung ist ein Onboarding-Haus mit um die 50 Plätzen. „Wir wollen einen ersten Landeplatz bieten, um jungen Menschen, die in Hamburg ihre Ausbildung beginnen, ein solides Dach über dem Kopf zu geben. Das soll ihnen den Start in der Großstadt erleichtern und ihnen Zeit für die Wohnungssuche geben“, so Dornquast.
Das Azubiwerk ist eine gemeinnützige Stiftung. Der Bau wird mit Zuschüssen u. a. von der Bundesagentur für Arbeit und der Investitions- und Förderbank finanziert. Die Kosten für die pädagogische Betreuung der minderjährigen Auszubildenden von 530.000 Euro übernehmen die Sozialbehörde, die Handelskammer Hamburg sowie Spender.