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UN-Nachhaltigkeitsziele: Wo die Kommunen stehen

Die Bundesregierung berichtet auf der UN-Nachhaltigkeitskonferenz über die Fortschritte bei der Umsetzung der Agenda 2030. Erstmals wird dabei die kommunale Ebene berücksichtigt und in einem Bericht des Deutschen Instituts für Urbanistik weiter vertieft. 

von Karin Billanitsch · 21. Juli 2025
Renaturierter Fluss in einer Stadt.

Deutschlands Kommunen sind auf dem Weg, die UN-Nachhaltigkeitsziele umzusetzen. Über die Fortschritte berichtet die Bundesregierung auf der UN-Nachhaltigkeitskonferenz (Symbolbild)

Der Aktionsplan Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen, auch Sustainaible Developement Goals (SDGs) genannt, war im Jahr 2015 ein Aufruf der UN-Generalversammlung, sich für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. Armut, Gesundheit, Bildung, sauberes Wasser und nachhaltige Energie sind dabei einige wichtige Aspekte. Kaum eines der 17 Ziele kann indes ohne die Mitwirkung der Kommunen erreicht werden – deshalb haben sich auch Städte, Landkreise und Gemeinden aufgemacht, diese Ziele lokal umzusetzen.

Nachhaltigkeitspolitik in den Kommunen

Die Bundesregierung präsentiert am 22. Juli 2025 anlässlich der UN-Nachhaltigkeitskonferenz in New York einen freiwilligen Staatenbericht über die Fortschritte bei der Umsetzung der Agenda 2030. „Dabei wird erstmals die kommunale Ebene umfassend berücksichtigt“ teilte das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) mit. Auf zwei der 30 Seiten des Papiers werden Entwicklungen und Herausforderungen der lokalen Ebene behandelt. Die Autor*innen des Staatenberichts betonen insbesondere: „Auch in den Kommunen muss sich Nachhaltigkeitspolitik bewähren. Die Arbeit auf kommunaler Ebene zur Umsetzung der Agenda 2030 trägt zur Sensibilisierung der Bürger*innen für Nachhaltigkeitsthemen bei.“

In diesem Rahmen wird explizit auf die Perspektive deutscher Kommunen verwiesen: Dabei stehen Vorreiterinnen, die bereits eigene Fortschrittsberichte an die Vereinten Nationen übermittelt haben, im Mittelpunkt. Ihre Erfahrungen sind im neuen „Voluntary Local Government Review (VLGR) 2025“ zusammengefasst. Die Initiative dafür brachten die Städte Bonn, Hamburg, Mannheim und Stuttgart ein. Der VGLR 2025 wurde vom Difu in Kooperation mit den kommunalen Spitzenverbänden und dem Weltstädteverband UCLG erarbeitet.

Nachhaltige Entwicklung: 15 Vorreiter-Kommunen 

Die Steckbriefe der einzelnen Städte bieten laut Difu „einen Überblick über Fortschritte, Herausforderungen und innovative Initiativen, die in den jeweiligen Kommunen verfolgt werden“. Zu den beteiligten Kommunen gehören Bad Köstritz, Bonn, Freiburg, Fürstenfeldbruck, Düsseldorf, Dortmund, Hamburg, Hannover, Kiel, Köln, Münster, Rottenburg am Neckar und Stuttgart. Die konkreten SDG-Strategien und Konzepte von 15 Kommunen sind im VGLR 2025 beschrieben, der im Internet heruntergeladen werden kann. 

In einer Gesamtschau stellen die Autoren des VLGR 2025 fest, dass die Kommunen trotz schwieriger Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren beim Erreichen einzelner Nachhaltigkeitsziele „grundsätzlich Fortschritte gemacht“ haben. „Städte, Gemeinden und Landkreise messen dem Thema eine hohe Bedeutung bei“, heißt es. Das lesen die Autor*innen etwa an der steigenden Zahl von Kommunen ab, die sich selbst zu Nachhaltiger Entwicklung verpflichten. 265 dieser Kommunen gibt es demnach bereits. Außerdem werden 619 Klimabündnisse gezählt. 

Difu: SDGs strategisch verankern

Wie das Difu auch berichtet, haben hunderte Kommunen in Deutschland Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt. Die Themenpalette, die im Einflussbereich der Kommunen liege, reiche von Maßnahmen im Bereich soziale Teilhabe über nachhaltiges Wirtschaften und Kreislaufwirtschaft bis hin zu Meeresschutz. Thematisch lasse sich demnach in den meisten Kommunen ein gemeinsamer Schwerpunkt auf Klimaschutz erkennen, „verbunden mit ambitionierten Zielen der Klimaneutralität und den entsprechenden Maßnahmen zur Umsetzung, z.B. erneuerbare Energien, nachhaltige Mobilität und energieeffizientes Bauen“, heißt es weiter. 

Besonders wichtig sei, in der kommunalen Praxis die Ziele, Maßnahmen und Indikatoren zu verzahnen und im Haushalt zu verankern, merkt das Difu an. Hier sehen die Expert*innen offenbar Nachholbedarf: „Die meisten Kommunen setzen Maßnahmen zur Erreichung der Agenda 2030 noch immer einzeln, d. h. ohne die strategische Einbindung in ein kommunales Nachhaltigkeitsmanagement, um oder ergreifen Maßnahmen im Rahmen von Fachstrategien, beispielsweise der kommunalen Daseinsfürsorge, ohne diese unter die SDGs zu subsumieren.“ 

Eine weitere Erkenntnis: Viele Städte, Landkreise und Gemeinden engagierten sich in der fairen Beschaffung und pflegten kommunale Nachhaltigkeitspartnerschaften mit lokalen Akteuren im Globalen Süden. Mittlerweile gibt es demnach beispielsweise 906 Fairtrade-Städte. 

Zielkonflikte bei Wohnen und Mobilität 

Allerdings beschreiben die Autor*innen auch Zielkonflikte auf kommunaler Ebene, zum Beispiel für das SDG zum Thema Wohnen. Es gebe zwar einerseits positive Entwicklungen bei Naherholungsflächen und erneuerbarer Heizenergie, andererseits aber auch weiterhin steigende Mietpreise, Wohnflächen und Flächenverbräuche, die insgesamt ein negatives Bild des Themenbereichs zeichneten. Ähnlich ambivalent der Bereich Mobilität: „Während in Deutschland die Pkw-Dichte auf Rekordhoch liegt und damit die Bemühungen um einen nachhaltigen Modal Split konterkariert werden, sank zuletzt die Anzahl der Verunglückten im Verkehr“, heißt es.

Die Autor*innen glauben, dass eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Ebenen Bund, Länder und Kommunen in den verbleibenden Jahren bis 2030 dem kommunalen Nachhaltigkeitsmanagement Auftrieb verleihen könnte. Einen Tipp gibt es im Staatenbericht der Bundesregierung ebenfalls: Unterstützung bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen können sich Kommunen bei Engagement Global über die Servicestelle „Kommunen in der Einen Welt" (SKEW) holen, die berät, wie Nachhaltigkeitsziele verankert werden können. 

Autor*in
Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

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