Akademie für Digitalität und Theater

Wie Dortmund digitale und künstlerische Expertise vereint

Silke Hoock 08. Mai 2019
Im Dortmunder Industriehafen in der Speicherstraße wird ein digitaler ,,Hot Spot" entstehen. Für den Neubau einer Akademie der Digitalität und Theater greift die Stadt mit 7,6 Mio. Euro tief in die Tasche. Für den erforderlichen Abriss eines alten Industriegebäudes (l.) kommt die Stadt mit 300.000 Euro auf.
Dortmund gilt als Vorreiter in vielen Bereichen der Digitalisierung. Eine neue Akademie für Digitalisierung und Theater wurde jüngst ins Leben gerufen. Es geht dabei neben der Forschung um die Aus- und Weiterbildung des künstlerischen wie auch des technischen Personals eines Theaters.

Die Digitalisierung verändert viele Berufe und Berufsbilder - auch am Theater. Um auf diese Entwicklung zu reagieren und eine angemessene Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen, wurde in Dortmund jüngst eine Akademie für Digitalität und Theater ins Leben gerufen. Hier wird digitale und künstlerische Forschung betrieben. Doch vor allem geht es um die Aus- und Weiterbildung des künstlerischen wie auch des technischen Personals eines Theaters.

„Einzigartiger und neuer Ort“

„Mit der neu gegründeten Akademie“, so Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, „entsteht ein in Europa in dieser Form einzigartiger neuer Ort, an dem über Jahre künstlerische und technische Expertise im Bereich digitaler Theaterproduktion aufgebaut wird.“ Initiiert wurde die Akademie vom Dortmunder Schauspielintendanten Kay Voges, der mit seiner aktuellen Inszenierung „Die Parallelwelt“ bereits zeigt, was Digitalisierung zu schaffen vermag: Zwei siebenköpfige Schauspielensembles auf den Bühnen im Berliner Ensemble und im Schauspiel Dortmund spielen zeitgleich miteinander Theater. Sie sind zugleich voneinander getrennt und doch sicht- und hörbar in Echtzeit miteinander verbunden: durch ein Glasfaserkabel, das Bilder und Töne in Lichtgeschwindigkeit über 420,62 Kilometer Luftlinie zwischen Dortmund und Berlin hin- und hertransportiert.

Nach Angaben der Dortmunder Schauspiel-Intendanz gliedert sich die Akademie in drei Schwerpunkte: Labor, Studium, Qualifizierung. Zu seinem Ziel befragt, sagt Kay Voges: Es gibt etwa 40.000 BühnenmitarbeiterInnen in Deutschland. Ziel ist, mit dieser Akademie einen Ort zu schaffen, an dem sie sich alle weiterbilden und fit fürs digitale Zeitalter machen können, von der RequisiteurIn bis zum / zur RegisseurIn.“ Halbjährlich vergibt die Akademie neun Stipendien mit Residenzpflicht in Dortmund an herausragende KünstlerInnen, TechnikerIinnen oder WissenschaftlerIinnen. Voraussetzung ist ein abgeschlossenes Studium, reiche Berufserfahrung und/oder eine besondere künstlerisch-technische Begabung in den Bereichen Digitalität und/oder Darstellender Kunst. Die insgesamt 54 Stipendien werden durch die Kulturstiftung des Bundes mit einem Gesamtbetrag von einer Million Euro finanziert.

Ausschreibung von Weiterbildungsprogrammen

Die Akademie schreibt deutschlandweit und international Weiterbildungsprogramme für die technisch-handwerklichen und technisch-künstlerischen Berufe am Theater aus, um die Kunstschaffenden mit den neuesten Entwicklungen in Soft- und Hardware vertraut zu machen. Darüber hinaus werden tradierte Arbeitsstrukturen und -hierachien an den Theatern analysiert und im Hinblick auf den digitalen Wandel neu gedacht. Die Weiterbildungen werden von renommierten ExpertIinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur geleitet.

Die Akademie für Digitalität und Theater entsteht dank des gemeinsamen Engagements von Stadt, Land, Bund, Theater Dortmund, Deutschem Bühnenverein und Deutscher Theatertechnischer Gesellschaft Stadt Dortmund. Nach Angaben des Dortmunder Stadtdirektors und Kulturdezernenten Jörg Stüdemann (SPD) übernimmt die Stadt die Kosten für einen Neubau (7,3 Mio. Euro). Denn in der gerade im April 2019 gestarteten Pilotphase arbeitet die Akademie zunächst in der ehemaligen Schreinerei innerhalb des Theaters. In drei Jahren zieht sie in den Neubau am Dortmunder Hafen. Dann kommt die Stadt für Miet- und Betriebskosten auf (ca. 167.100 Euro im ersten Jahr).

Digitalisierung gehört zur Stadtentwicklungsstrategie

„Dortmund hat im vergangenen Jahr die Auszeichnung als digitalste Stadt Deutschlands erhalten. Digitalisierung ist fester Bestandteil unserer Stadtentwicklungsstrategie. Eine Akademie für Digitalität und Theater passt hervorragend nach Dortmund“, begründet Stüdemann das städtische Engagement.