Kultur-Neustart nach Corona

Wie die Kultur in Bremen wieder aufleben kann

31. August 2021
Die Band „von Grambusch“ kann Dank staatlicher Hilfen wieder vor Publikum spielen. Kulturschaffende möchten nach den Lockdowns endlich wieder regelmäßig aktiv sein.
Nach dem Lockdown lebt die Bremer Kultur wieder auf – dank diverser Hilfen des Bremer Kulturressorts und Geld vom Bund für den „Neustart Kultur“.

Auf der Bühne im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus geht es recht gut ab. Zwar ist die Anzahl der Zuschauer überschaubar. Doch die Spiellaune der Band auf der Bühne leidet darunter nicht – „von Grambusch“, so heißt die Band, macht Stimmung. Jendrik Grube, Patrick Pusch, Miron Klöster, Yannick Bonnes spielen laut Ankündigung „geerdeten norddeutschen Akustik-Pop-Punk“. Eigentlich sollten „von Grambusch“ an der frischen Luft auftreten, doch der durch Tief „Bernd“ verursachte Regen hatte eine Verlegung in den Saal notwendig gemacht.

Ob drinnen oder draußen – das ist den Musikern am Ende egal. Die Kulturschaffenden aller Richtungen möchten nach dem langen Lockdown von Herbst bis Frühjahr endlich wieder aktiv werden. Damit dies einigermaßen glattgeht, hilft das Bremer Kulturressort unter Bürgermeister und Kultursenator Andreas Bovenschulte und Staatsrätin Carmen Emigholz (beide SPD) kräftig mit.

Künstlersoforthilfe für Kulturschaffende

Gleich zu Beginn erhielten Kulturschaffende eine Künstlersoforthilfe, insgesamt in Höhe von 500.000 Euro. Daneben bekamen die Kultureinrichtungen rund zwölf Millionen Euro, um Einnahmeausfälle aufzufangen. Und im November 2020 rief das kleinste Bundesland das erste Mal in seiner Geschichte ein Stipendienprogramm für Künstlerinnen und Künstler ins Leben.

Dafür flossen aus dem Bremen-Fonds des Landes zur Abmilderung der Pandemiefolgen 2,8 Millionen Euro. Den gleichen Betrag gab es gleich noch einmal im Dezember 2020. Zunächst kamen 800 künstlerische Projekte in den Genuss der Landesförderung. Im Mai schoss das Land Bremen weiteres Geld für 150 Künstlerinnen und Künstler nach – 950 Menschen beziehungsweise Projekte aus Bremen und Bremerhaven sind es bis dato. Das alles lässt sich Bremen 6,65 Millionen Euro kosten. Somit bekommt jeder Bedachte 7.000 Euro.

Darüber ist Emigholz froh: „Das hilft den Menschen direkt, und immerhin zahlen wir damit 2.000 Euro mehr als der Bund“, sagt sie. Damit zielt sie auf ein neues Stipendienprogramm des Bundes im Rahmen des Kulturfonds „Neustart nach Corona“. 2,5 Milliarden Euro hat Bundesfinanzminister Olaf Scholz insgesamt in die Hand genommen, um die darbende Branche zu stützen. Im Land Bremen sei die Kultur unter dem Strich denn auch relativ gut durch die Krise gekommen, freut sich die Staatsrätin. Dies sei indes nicht nur den Hilfen für Künstlerinnen und Künstler zu verdanken. Auch die Erhöhung des regulären Kulturetats um rund 8,5 auf jetzt knapp 100 Millionen Euro habe dazu beigetragen. Dies habe der Verwaltung zusätzlichen Spielraum gegeben – und das Ressort habe seinem Anspruch gerecht werden können.

Diesen beschreibt die Staatsrätin so: „Unser Fokus war es, jedem Einzelnen zu helfen“, betont die Sozialdemokratin, die seit vielen Jahren Mitglied im Bundesvorstand des Kulturforums der Sozialdemokratie und zuständig für Kultur beim Bundesvorstand der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (Bundes-SGK) ist. Jetzt, vor der Bundestagswahl, bringt die SPD insbesondere in ihrem Zukunftsprogramm zum Ausdruck, wie wichtig ihr die Förderung von Kultur ist: Sie will zur Bestandsaufnahme von Kulturpolitik im 21. Jahrhundert ein bundesweites Kulturplenum einrichten, in dem neben Kommunen, Ländern und Bund auch Kulturproduzenten, ihre Verbände und die Zivilgesellschaft vertreten sind.

SPD: Kultur als Staatsziel“

Außerdem erhebt die Partei die bekannte Forderung, Kultur als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern. Befürworter erhoffen sich dadurch eine Stärkung des Stellenwerts der Kultur in der Gesellschaft – konkrete Ansprüche, etwa von Kommunen – würden sich davon aber nicht ableiten lassen. Darüber hinaus sollen ganz praktisch zur besseren sozialen Sicherung von Freischaffenden Mindestgagen und Ausstellungshonorare fest etabliert werden. Darüber hinaus hat sich die SPD vorgenommen, „die Kommunen auch finanziell dauerhaft in die Lage zu versetzen, Kunst und Kultur aus eigener Kraft zu fördern.“ Weiter heißt es: „Wir werden die Bundeskulturfonds ausbauen und Programme auflegen, mit denen kulturelle Freiräume gesichert und entwickelt werden können.“

„Wir fühlen uns gut unter die Arme gegriffen“

Dass die Hilfen von Land und Bund richtig und wichtig sind, bestätigt Frauke Winter vom Kulturbüro BremenNord. „Wir fühlen uns sehr gut unter die Arme gegriffen“, sagt sie in einer Veranstaltung der SPDBürgerschaftsfraktion. Förderprogramme wie die Einnahmeausfallhilfe des Bremer Kulturressorts oder „Neustart Kultur“ der Bundesregierung, Hilfsangebote und nicht zuletzt das Kurzarbeitergeld hätten dabei geholfen, dass das Kulturbüro BremenNord recht gut durch die Krise gekommen ist.

Winter ergänzt: „Wir haben unsere Mitarbeiter alle halten können.“ An die 200 Veranstaltungen aller Art zeigen: Die Pandemie hat die Kulturschaffenden an der Weser in die Lage versetzt, vieles auszuprobieren. „Corona war auch die Herausforderung, das Bisherige neu zu denken“, zieht Emigholz Bilanz. Sie glaubt daran, dass sich die neuen Formate für die Zukunft halten werden. „Wir leben in einer digitalen Welt, und wir sind herausgefordert, dem Neuen zu begegnen“, sagt die Kulturstaatsrätin.