Bauen in Eigenregie
Die bayerische Gemeinde Kaufering wird nach 70 Jahren Pause wieder selbst auf dem Wohnungsmarkt aktiv. Sie setzt auf geförderten Wohnraum und baut in Eigenregie 120 Wohnungen.
Markt Kaufering
Die Kauferinger Baustelle von oben betrachtet: Im Frühjahr 2026 sollen die ersten Mieter einziehen.
Im Vorfeld haben manche meiner Kollegen gesagt, ich sei verrückt“, erinnert sich Thomas Salzberger. Der Bürgermeister von Kaufering, einer Marktgemeinde mit rund 10.000 Einwohnern im Landkreis Landsberg am Lech, hat ein ambitioniertes Projekt angestoßen: Die Kommune baut in Eigenregie 120 Wohnungen. „Der letzte Wohnungsbau der Gemeinde war 1954“, erzählt der Sozialdemokrat. Bundesbauministerin Klara Geywitz hat das Vorzeigeprojekt kürzlich besucht.
Wohnungen für junge Einheimische
Kaufering liegt im Einzugsgebiet der Landeshauptstadt München. „Viele junge Leute sind von hier weggezogen“, erklärt Salzberger. Dagegen wollte der Rathauschef etwas tun, denn wenn viele Junge den Ort verlassen, droht Überalterung. „Deshalb haben wir uns entschlossen, das Bauprojekt anzugehen“.
Der Marktgemeinderat traf den Beschluss für das Baugebiet „Lechfeldwiesen V“ im Jahr 2017, Projektstart war im Jahr 2020. Das Grundstück gehörte bereits der Gemeinde.
Förderung vom Land Bayern
Das Bauvorhaben mit rund 43 Millionen Euro Volumen wäre für die Kauferinger finanziell ohne Förderung nicht zu stemmen: Salzberger hat das bayrische Wohnförderprogramm KommWFP angezapft. „30 Prozent Förderung bekommen wir jeweils auf die Planung, das Grundstück und die Baukosten“, führt er aus.
Darüber hinaus gebe es ein zinsgünstiges Förderdarlehen, zusammen mache das 35,5 Millionen Euro aus. Außerdem wird ein Teil der Grundstücksfläche verkauft, um das Projekt mitzufinanzieren.
Mehr Bewerber als Wohnungen
Es entstehen 120 bezahlbare Wohnungen in sieben Mietshäusern, verteilt auf zwei Drittel einer parkähnlichen Fläche von rund 20.000 Quadratmetern. Baubeginn war September 2023 – im Frühjahr 2026 sollen die Ersten einziehen. Es gibt bereits jetzt mehr Bewerber als Wohnungen. Diese werden für Einheimische und Menschen, die in Kaufering arbeiten, gebaut.
Auch Ältere und Menschen mit Behinderung sollen zum Zug kommen. „Viele Ältere wohnen allein in ihren Häusern. Wenn sie diese verkauften, würde wieder Wohnraum frei für junge Familien“, so Salzberger. Auch andere soziale Aspekte berücksichtigt die Kommune, etwa Familienstand oder Vereinsengagement.
Moderner Holzhybridbau
Salzberger beschreibt die Vorteile des modernen Holzhybridbaus: Weil vorgefertigte Teile verwendet werden, sei schnelles Bauen möglich gewesen. Nachhaltigkeit wird großgeschrieben: Geplant ist ein autofreies Gelände mit Tiefgarage.
Photovoltaik-Anlagen auf den – teils begrünten – Dächern liefern Strom, Fernwärme liefert die kommunale Biomasseanlage. Es werden regionale Hölzer verwendet. Nachteilig seien indes komplexere Bauvorschriften, die sich in diesem Fall zwei Mal seit Planungsbeginn änderten – und dadurch erhöhte Kosten.
Ralf Bauer
ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.