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Was Jugendberufsagenturen beim Übergang von der Schule zum Beruf leisten

Jugendberufsagenturen helfen jungen Menschen, nach der Schulzeit den Weg in die Arbeitswelt zu finden. Das Modell bewährt sich durch kurze Wege, geringe bürokratische Hürden und genau passende Beratung. Das zeigt ein Beispiel aus Hagen.

von Petra Kappe · 8. August 2025
Eingangstür der Jugenberufsagentur in Hagen

In Hagen in Westfalen hat sich das Prinzip der Jugendberufsagentur bewährt.

School’s out, und jetzt? Viele Jugendliche stehen aktuell vor der Frage, wie es nach der Schule weitergehen soll. Die Möglichkeiten sind zahlreich, die individuellen Lebenslagen vielfältig. Hier bieten sich Jugendberufsagenturen (JBA) als Anlaufstellen an, damit der Übergang von der Schule in den Beruf gelingt. Nach ersten Gründungen 2007/2008 sind JBA deutschlandweit mittlerweile in 359 Landkreisen und 366 kreisfreien Städten vertreten.

Jugenberufsagentur: Beratung aus einer Hand

Der Grundgedanke lautet: kurze Wege und passgenaue Beratung ohne hohe bürokratische Hürden. Jugendliche müssen mit ihren jeweiligen Anliegen nicht unterschiedliche Behörden aufsuchen, sondern finden bei der Jugendberufsagentur individuell bedarfsorientierte Unterstützung. Dafür kooperieren Kommunen, Arbeitsagenturen, Jobcenter und Jugendämter unter einem Dach – oft in engem Kontakt mit Schulen, Berufskollegs, Bildungsträgern und Behörden.

Portrait Katja Heck
Katja Heck, Chefin der Agentur für Arbeit in Hagen / Foto: Agentur für Arbeit Hagen

Ein „überzeugtes Ja“ lautet die Antwort von Katja Heck auf die Frage, ob sich das Modell im westfälischen Hagen bewährt. Aber, fügt sie direkt hinzu, es werde nicht einfacher. Die Chefin der Agentur für Arbeit in Hagen hebt den Dienstleistungsaspekt hervor. Um alle Leistungen zu bündeln, so dass die Jugendlichen sie aus einer Hand bekommen, „brauchen Sie den absoluten Willen aller Beteiligten“, sagt Heck. Damit meint sie auch die obersten Verantwortlichen in den Kommunen und Landkreisen, der Arbeitsagentur, dem Jobcenter und darüber hinaus Eltern, Lehrkräfte, Arbeitgeber und die Schulaufsicht.

Neues Papier mit Verbesserungsvorschlägen

„Gelingensbedingungen“ für Jugendberufsagenturen haben im Mai die Friedrich-Ebert-Stiftung und der Deutsche Gewerkschaftsbund erarbeitet. Das daraus hervorgegangene Impulspapier listet eine Vielzahl von Anforderungen an Bund, Länder und Kommunen auf, die das Modell vereinheitlichen und effizienter machen sollen. Der Fachkräftebedarf ist die eine Antriebsfeder, die Verunsicherung vieler Jugendlicher die andere.

„Die Aufgabe, die geeignete berufliche Perspektive zu finden, bedeutet auch, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu verwirklichen“, sagt Katja Heck und weist auf die „ganz individuellen Lebenswelten und die erschwerten Rahmenbedingungen“ hin. Die jetzt ins Berufsleben strebenden Jugendlichen hätten die Pandemie durchlebt; Auch die Kriege und die schwierige Marktsituation seien Unsicherheitsfaktoren. In Zeiten von Belegschaftsabbau, Insolvenzen und Transformation „müssen wir es hinkriegen, die Unternehmen zu überzeugen: Wir haben nur diese Jugendlichen, das müssen sie akzeptieren.“

Fast drei Millionen jüngere Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung 

Deutschland hat europaweit die niedrigste Jugendarbeitslosigkeitsquote, jedoch haben hier zurzeit 2,9 Millionen Menschen im Alter zwischen 20 bis 34 keine abgeschlossene Berufsausbildung. Die aktuelle Statistik weist einen Rückgang an Ausbildungsplätzen aus, und die Klischees über Jugendliche als Leistungsverweigerer sind nach Ansicht von Katja Heck nicht hilfreich. Für den weitaus größten Teil der Menschen „stimmen diese Klischees einfach nicht“.

Soweit es Vorurteile in Bezug auf die Jugendberufsagenturen geben sollte, nur für besondere Problemfälle zuständig zu sein, so sei dies ein Irrtum. Katja Heck ist es wichtig, dass es „kein Stigma, kein Makel ist, Kunde der JBA zu sein“. Sie betrachtet es vielmehr als „Gütesiegel“: „Da ist ein junger Mensch aktiv geworden und hat sich intensiv mit seiner Situation und der Zukunft auseinandergesetzt.“ Wo es eine JBA gibt, ist sie Anlaufstelle für alle jungen Menschen und ersetzt bisherige Berufsberatungsangebote.

Die JBA Hagen listet ihre Angebote auf, etwa Beratung für die berufliche Planung, bei der Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch, zu Qualifizierungen und die Berücksichtigung individueller Aspekte wie Familie und Gesundheit. Konkrete Unterstützung gibt es auch, „wenn du nicht weißt, wo du schlafen sollst, du dich der aktuellen Situation psychisch nicht gewachsen siehst, du Probleme mit Rauschmitteln hast oder nächtelang vor dem PC sitzt, dein Geld nicht ausreicht, um das Nötigste zu kaufen oder du bereits Schulden hast“.

Zu den wenigen weißen Flecken, die es bei der Einrichtung von JBA noch gibt, gehören drei Städte im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis im Bezirk der Arbeitsagentur in Hagen. Da steckt Katja Heck gerade in der Aufbauarbeit. Angesichts der weiten Wege zeichnet sich dort ab, dass es bei dem Prinzip der Kooperation unter einem Dach eher auf ein virtuelles Dach hinausläuft und die Jugendlichen dezentrale wohnortnahe Anlaufstellen erhalten.

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