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Kommunalwahlen in NRW: Lukas und Lukas kandidieren als SPD-Team in Willich

Lukas Siebenkotten, zuletzt Präsident des Deutschen Mieterbundes, kandidiert für den Stadtrat von Willich. Sein Namensvetter Lukas Maaßen ist dort SPD-Fraktionschef. Im Interview erklären sie, was sie für Familien, die Verkehrswende und bezahlbaren Wohnraum tun wollen. 

von Karin Billanitsch · 12. August 2025
Lukas Maaßen und Lukas Siebenkotten

Im Tandem in den Stadtrat: Die Sozialdemokraten Lukas Maaßen (li.) und Lukas Siebenkotten treten im Willicher Kommunalwahlkampf 2025 an

DEMO: Sie treten als Tandemteam „Lukas und Lukas“ im Kommunalwahlkampf in Willich. Von wem stammt diese Idee?

Lukas Maaßen: Lukas Siebenkotten kam vor etwas mehr als einem Jahr auf uns zu und sagte, er wolle sich nach seiner Pensionierung gerne in der Willicher Kommunalpolitik engagieren. Darüber haben wir uns natürlich sehr gefreut, denn er war bisher der einzige SPD-Bürgermeister hier und hat als Präsident des Deutschen Mieterbundes in einem der Top-Wahlkampf-Themen unschlagbare Erfahrung. Der Kampagnenname Lukas und Lukas ergab sich, weil wir denselben Vornamen tragen. 

Lukas Siebenkotten: Da ich früher Bürgermeister in Willich gewesen bin – wenn auch vor nahezu 30 Jahren – habe ich mir überlegt, mich noch mal ehrenamtlich in der Kommunalpolitik zu engagieren. Und mein Thema der letzten 17 Jahre beim Deutschen Mieterbund, das bezahlbare Bauen und Wohnen, bleibt. Wir sind jetzt ein Tandem aus älterer Generation und jüngerer Generation und haben beide denselben Vornamen. Da können wir ja eigentlich nur gewinnen!

Bezogen auf die Wohnungsfrage: Wofür setzt sich die SPD konkret vor Ort ein, damit es genügend Wohnraum gibt? 

Siebenkotten: Die Wohnungsfrage ist ja inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Sehr viele Menschen, die ganz normale Durchschnittsverdiener sind, können keine bezahlbare Wohnung mehr finden. Das spricht der Mieterbund seit Jahren an, aber Regierungen aller Couleur haben nicht so richtig darauf reagiert. Inzwischen haben es die Politiker verstanden – das kann man sicherlich sagen – und stellen auch finanzielle Mittel zur Verfügung. Und um jetzt also konkret auf Ihre Frage einzugehen: Es fehlt insbesondere der bezahlbare Wohnraum für diejenigen Menschen, die das am wenigsten dicke Portemonnaie haben. Für Sozialwohnungen stehen inzwischen deutliche Fördermittel zur Verfügung. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man in Willich in diesem Bereich etwas tut – aber nicht nur. Sehr wichtig ist mir, Wohnraum für unterschiedliche soziale Schichten zu schaffen, um soziale Brennpunkte zu vermeiden. 

Genauso schlecht finde ich abgeschottete Wohnviertel für Reiche, also gated communities. Wir müssen die Akzeptanz für Neubau schaffen und mit Wohnungsgesellschaften kooperieren oder möglicherweise eine eigene Wohnungsgesellschaft gründen. Willich als Teil des Düsseldorfer Speckgürtels ist sonst ganz ohne Frage eine Stadt, in der die Mieten weiterhin deutlich steigen werden. 

Maaßen: Seit 2020 wurden 773 Baugenehmigungen erteilt, aber nur 99 gebaut. Das zeigt, dass wir hier ein großes Problem haben. Wir haben uns die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft ins Programm geschrieben, um günstigen Wohnungsbau für Alleinerziehende, für Familien, für Senioren und Singles zu ermöglichen.

Ein weiteres Thema im Wahlkampf ist die Reaktivierung einer alten Straßenbahntrasse. Warum setzen Sie sich für die „Willichbahn 2.0“ ein?

Maaßen: Wir fordern nicht nur die Verkehrswende, sondern wir wollen sie auch konkret umsetzen. Bis in die 60er-Jahre hinein verband eine Straßenbahn einzelne Stadtteile miteinander sowie Willich mit Krefeld und Schiefbahn. Eine Verlängerung der Trasse, die derzeit in Krefeld endet, bis nach Münchheide – eines der größten zusammenhängenden Gewerbegebiete in ganz Europa – und Schiefbahn wäre ein Projekt, das ein umweltfreundliches Verkehrsmittel bietet und den Verkehr entlastet. Seit vielen Jahrzehnten wird auch darüber diskutiert, die S28 aus der Nachbarstadt Kaarst zu verlängern. Schon mein Vater hat 1997 davon gesprochen, als wir in Kaarst gewohnt haben. Bisher ist das nicht passiert. Nun bestünde die Möglichkeit, die verlängerte S28 an die moderne Straßenbahnlinie anzuschließen. Wir würden etwas schaffen, was identitätsstiftend für ein modernes Willich ist und die Menschen verbindet.  

Siebenkotten: Über die S28 wurde schon diskutiert, als ich Bürgermeister war. Sie endet immer noch am Kaarster See, wie schon vor 30 Jahren. Wir geben die Hoffnung nicht auf und packen es jetzt neu an. Das wäre wirklich ein tolles Ding, wenn wir das hinterher hinkriegen und sagen können: „Lukas und Lukas haben dabei mitgewirkt.“

Die SPD in NRW hat in ihrem Wahlprogramm berufstätige Familien in den Fokus genommen. Was planen sie für Familien?

Maaßen: Trotz nur 15 Prozent in der letzten Wahl und acht Mitgliedern im Stadtrat haben wir Verbesserungen für die Familien mit geringem Einkommen auf den Weg bringen und umsetzen können. Wir haben mehrmals den Einstieg in die Kita-und OGS-Beiträge erhöht, also die Grenze, ab wann diese Beiträge fällig werden, angehoben. In der OGS zahlen Spitzenverdiener seit vergangenem August mehr, Familien mit kleinem Einkommen entlasten wir dagegen. Erst ab 44.000 Euro Jahresgehalt werden Beiträge überhaupt fällig. Bei den Kita-Gebühren gilt: Wer unter 48.000 Euro verdient, zahlt seit 2023 null Euro für die Betreuung in der Kita. 

Die SPD, sowohl in Willich, als auch in Land und Bund, strebt gebührenfreie Bildung von der Kita über die Schule bis zur Uni bis zur Ausbildung an. Unser langfristiges Ziel bleibt, dass wir als Stadt weder Kita-Beiträge noch OGS-Beiträge erheben müssen.

Vielerorts ist jetzt gerade Sommerpause, aber der Wahlkampf läuft natürlich weiter. Wie und wo kommen Sie denn am besten mit dem Menschen ins Gespräch im Moment?
 

Siebenkotten: Es gibt zwei Ansätze: Der eine Ansatz ist der, dass wir mit verschiedenen sozialdemokratischen Politikern Veranstaltungen zu spannenden Themen organisieren, zum Beispiel mit dem ehemaligen Justizminister Thomas Kutschaty zu der Frage, ob man die AFD verbieten sollte. In dieser Woche kommt der Fraktionsvorsitzende im Landtag, Jochen Ott. Unser zweiter Ansatz sind Hausbesuche. Wir klingeln an der Haustür und sagen: „Guten Tag, ich bin der von der SPD“, und dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man kommt ins Gespräch oder es passiert schon mal, dass uns die Tür vor der Nase zugeknallt wird. Es ist viel Arbeit, die wir da leisten müssen, aber das haben wir uns jetzt vorgenommen. 

Maaßen: Das A und O ist das persönliche Gespräch direkt an der Haustür. Zu den Veranstaltungen kommen eher jene, die der SPD wohlgesonnen sind. An der Haustür sprechen wir auch Menschen an, die der SPD nicht so zugewandt sind und können viel erklären und überzeugen. 

Herr Siebenkotten, Sie wollen sich im Ruhestand mehr für Ihre Stadt engagieren und an Ihre Zeit als Kommunalpolitiker anknüpfen. Was treibt Sie an?

Siebenkotten: Die Freude, an der Gestaltung des eigenen Wohnumfeldes und der ganzen Stadt mitwirken zu können. 17 Jahre war ich komplett auf den Mieterbund fokussiert. Jetzt befasse ich mich wieder mit Willich und möchte meine Erfahrungen, die ich als älterer Mensch habe, weitergeben. 

Herr Maaßen, Sie haben Politikwissenschaft studiert, verbringen sehr viel Ihrer freien Zeit mit Kommunalpolitik. Warum engagieren Sie sich?

Maaßen: Ich glaube, Politik kann – anders als ihr derzeitiger Ruf – verlässlich, glaubwürdig und auch dem Menschen zugewandt sein. Kommunale Politiker im Ehrenamt müssen sich sehr viel anhören, gerade über solche Dinge, die auf Bundesebene passieren. Kommunalpolitik verändert das Leben unmittelbar vor der Haustür. Das sehen die Menschen jeden Tag, sei es eben OGS-Ausbau oder Schulen, Straßen, Plätze, Wege. Uns treibt an, dass wir unsere Heimat Stück für Stück verbessern möchten. 

Autor*in
Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

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