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Jugendclubs: Raum für eigene Ideen

In Jugendclubs können junge Menschen sich austauschen und ihren Interessen nachgehen. Oft scheitern die Treffpunkte für Jugendliche an Bürokratie und zu wenig Unterstützung aus dem Rathaus. In Mettlach ist das anders. 

von Finn Lyko · 11. August 2025
Billiardtisch in einem Jugendclub

Immer mehr Jugendclubs müssen schließen – dabei sind sie für Jugendliche zentrale Orte des Engagements und Austauschs.

In vielen Kommunen Deutschlands gibt es kaum noch feste Treffpunkte für Kinder und Jugendliche. Vereinen fehlt es an Mitgliedern, Sozialarbeit fehlt es an Geld. Jugendtreffs schließen – und die Leerstelle, die bleibt, lockt womöglich rechte Akteure an, die in manchen Kommunen die einzigen Angebote für junge Menschen stellen.

Studie: Jugendliche wünschen sich eigene Räume

Dabei ist durch Studien wie dem aktuellen „Teilhabeatlas“ des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung belegt, dass sich junge Menschen eigene Räume wünschen. Viele Jugendliche hätten dazu auch konkrete Ideen, trotzdem hätten sie „häufig das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden – und dass es an echten Beteiligungsformaten fehlt, die ihnen Mitsprache auf Augenhöhe ermöglichen“.

Im Saarland sieht man, was das in der Umsetzung bedeuten kann. Denn die eigenen Treffpunkte und Orte, die für viele Jugendliche in Deutschland ein unerfüllter Traum bleiben, sind hier in Mettlach offenbar gelebte Realität. In sieben der zehn Ortsteile der Gemeinde im Landkreis Merzig-Wadern gebe es Jugendclubs, erzählt Daniel Kiefer stolz. Als Bürgermeister von Mettlach weiß der SPD-Politiker jedoch auch: Damit ist nicht alles getan. Ausgerechnet im Hauptort Mettlach schloss der letzte Jugendclub vor mehr als 20 Jahren, und einzelne Versuche der Neugründung scheiterten meist an hohen bürokratischen Hürden der Vereinsgründung und fehlenden Räumlichkeiten.

Idee für Jugendclub in Mettlach

Zumindest bis jetzt, denn Sven Würth hat gemeinsam mit anderen Jugendlichen aus dem Ort all diese Hürden überwunden. Vor knapp einem Jahr seien sie mit der Idee für einen neuen Jugendclub an Daniel Kiefer herangetreten, erzählt der 19-Jährige. Kiefer unterstützte sie dann bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten und stellte Kontakt zum Jugendbüro her, wo die Gründerinnen und Gründer Hilfe mit dem bürokratischen Aufwand erhielten.

Nur so sei das überhaupt machbar gewesen, meint Würth, denn: „Wenn man einen Verein gründet, steckt da schon auch viel Bürokratie dahinter – da muss man erst mal rausfinden, wo man überhaupt anfangen muss.“ Nun sollen bald die Renovierungen der Räume in einem alten Pfarrjugendheim im Ort starten, und dann steht der offiziellen Eröffnung nichts mehr im Weg.

Jugendtreffs: Mittel gegen häusliche Isolation 

Und die ist laut Sven Würth mehr als überfällig. Denn in Mettlach gibt es zwar Vereine, jedoch „nix, wo sich Jugendliche einfach treffen können, um sich auszutauschen und aktiv an etwas nach ihrem Interesse beteiligen können“, erzählt er. Der Impuls, das zu ändern, kam vor allem durch die Coronakrise. Denn insbesondere Jugendliche verbrachten diese Zeit oftmals stark isoliert zu Hause. Der Wunsch nach mehr selbst gestalteter Gemeinschaft, nach mehr Austausch untereinander und einem „Safe Place“, wie er es nennt, sei dadurch unter den jungen Menschen immer größer geworden.

Auch Uwe François, der Vorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion in Mettlach, ist froh über den neuen Jugendclub. Bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr zog die AfD hier erstmals in den Gemeinderat ein – als drittstärkste Kraft. Viele Leute im Ort seien unzufrieden, erzählt François, mit eigenem Engagement selbst zu Verbesserungen in der Gemeinde beitragen wollen sie aber oftmals nicht. Umso wichtiger sei es, dass junge Menschen ihre Ideen mit einbringen können. „Dafür ist ein Jugendclub ideal“, weiß er auch aus eigener Erfahrung, denn sein eigenes Engagement begann ebenfalls in einem freien Jugendzentrum.

Bürgermeister Daniel Kiefer: „Jugendlichen eine Heimat schaffen“

Wenn die Beteiligung von Jugendlichen also dauerhaft gestärkt werden soll, gehört dazu für François auch ein intensiver Austausch. Das bedeutet für ihn wie auch für Bürgermeister Daniel Kiefer, in erster Linie ein offenes Ohr für die Anliegen der jungen Menschen zu haben. Darüber hinaus müsse man weiterhin „im Ortsrat und im Gemeinderat darüber reden, wie wir Jugendlichen eine Heimat schaffen können“, fordert Uwe François. 

Insbesondere wenn es um Räumlichkeiten für Jugendarbeit geht, sei das aber nicht ganz unkompliziert. Für Bürgermeister Daniel Kiefer ist klar: „Wenn man als Kommune keine eigenen Räume hat, ist es natürlich schwierig“. Dann müsse die Kommune bei Privatleuten oder Institutionen einen Raum anmieten, meint er. Denn am Ende gehe es um mehr als bloß einen Raum, nämlich auch um den Fortbestand einer lebendigen Kommune.

Autor*in
Finn Lyko

ist Volontärin in der Redaktion des vorwärts.

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