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Öffentlicher Nahverkehr: Darum wird das Deutschlandticket teurer

Der Preis für das Deutschlandticket soll bald auf 63 Euro steigen. Darauf hat sich die Verkehrsministerkonferenz geeinigt. Trotzdem werden die Ticketeinnahmen laut einer Studie nicht reichen, um den ÖPNV-Ausbau zu finanzieren.

von Carl-Friedrich Höck · 18. September 2025
Menschen steigen in eine U-Bahn

U-Bahn-Haltestelle in Düsseldorf: Mit dem Deutschlandticket kann der Nahverkehr deutschlandweit genutzt werden.

Ab Januar 2026 wird das Deutschlandticket teurer. Es soll dann 63 Euro pro Monat kosten. Das gab Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) nach einer Sondersitzung der Verkehrsministerkonferenz der Bundesländer bekannt. Dies sei einstimmig beschlossen worden. Bisher liegt der Ticketpreis bei 58 Euro.

Deutschlandticket bis 2030 gesichert

Erstmals ist es Bund und Ländern gelungen, die Finanzierung des Tickets auf eine langfristige Basis zu stellen. Beide Seiten haben sich geeinigt, auch in den kommenden Jahren jeweils 1,5 Milliarden Euro für das Deutschlandticket zur Verfügung zu stellen. Somit fließen bis zum Jahr 2030 jährlich drei Milliarden Euro als staatlicher Zuschuss in die Finanzierung des Tickets. Ein Inflationsausgleich ist bei den Zuschüssen nicht geplant.

Damit ist absehbar, dass der Preis des Tickets auch in den kommenden Jahren schrittweise weiter steigen wird. Bernreiter erklärte, die Preisanpassung solle künftig nicht mehr politisch entschieden werden. Stattdessen solle eine Kommission ermitteln, wie stark der Preis des bundesweiten ÖPNV-Abos steigen muss. Dazu werde es einen Index geben, der Faktoren wie Lohnkosten, Energiekosten oder Trassenpreise berücksichtigt.

Die saarländische Verkehrsministerin Petra Berg (SPD) betonte, die Einigung gebe den Menschen in den nächsten Jahren Verlässlichkeit und Planbarkeit. Der neue Modus stelle sicher, dass der Preis des Tickets auch in den nächsten Jahren nicht überbordend steige. „Man kann sagen, dass das Deutschlandticket das beste politische Projekt der letzten Jahre ist.“

13,5 Millionen Menschen nutzen das Ticket

Über die langfristige Finanzierung des Deutschlandtickets streiten Bund und Länder seit Jahren. Das Ticket wurde im Mai 2023 eingeführt und zunächst für 49 Euro pro Monat angeboten. Seitdem stellen Bund und Länder jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr bereit, um die Einnahmeausfälle der Verkehrsunternehmen auszugleichen. Gereicht hat das bisher nur, weil überschüssige Mittel aus dem Jahr 2023 in die Folgejahre übertragen werden durften.

Zum 1. Januar 2025 wurde der Preis des Tickets auf 58 Euro angehoben. Dennoch hatte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zuletzt eine Finanzierungslücke von 800 Millionen Euro für das kommende Jahr vorhergesagt, wenn Bund und Länder sich nicht stärker an den Kosten beteiligen.

Gleichwohl hat der VDV Anfang Mai, zwei Jahre nach der Einführung des Deutschlandtickets, eine positive Bilanz gezogen: 13,5 Millionen Menschen nutzen das Ticket. Die Zahl der Abonnent*innen im Öffentlichen Nahverkehr sei um 62 Prozent gestiegen. Mehr als ein Viertel der Fahrten im ÖPNV hätte ohne Deutschlandticket gar nicht oder mit dem Auto stattgefunden, heißt es auf der Internetseite des VDV. Grundlage für diese Aussagen ist eine Befragung von 200.000 Personen, die der Verband gemeinsam mit der Deutschen Bahn durchgeführt hat.

Umweltbundesamt sieht hohen Finanzbedarf für ÖPNV

Um dauerhaft weitere Fahrgäste zu gewinnen, müssten nun das Angebot und die Infrastruktur ausgebaut werden, betonen die Verkehrsunternehmen immer wieder. Das sieht auch das Umweltbundesamt (UBA) so. Ein flächendeckend gut ausgebauter und verlässlicher Nahverkehr sei der beste Anreiz, um das eigene Auto stehenzulassen, teilt die Behörde mit.

Eine aktuelle UBA-Studie kommt zu dem Schluss, dass der Busverkehr verdoppelt werden und der Schienenverkehr um die Hälfte wachsen müsste, um die Klimaziele im Verkehrssektor bis 2045 zu erreichen.

Das würde viel Geld kosten. Das UBA beziffert die Finanzierungslücke bis zum Jahr 2045 auf eine Gesamtsumme von 91,6 Milliarden Euro. So viel Geld müsste zusätzlich zu den zu erwartenden Mitteln der öffentlichen Hand in den öffentlichen Nahverkehr gesteckt werden.

Das UBA schlägt vor, eine weitere Finanzierungssäule für den ÖPNV zu etablieren. Bisher finanzieren die Busse und Bahnen sich aus Ticketeinnahmen und staatlichen Zuschüssen (etwa in Form von Regionalisierungsmitteln). Dies könne man „durch Beiträge von jenen … erweitern, die besonders von einem guten ÖPNV profitieren“, argumentiert das Umweltbundesamt. Zum Beispiel könne ein verpflichtender Arbeitgeberbeitrag erhoben werden, wie es ihn in Frankreich gibt. Je nach Ausgestaltung könnten so zwei bis drei Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr in den Nahverkehr fließen. 

Autor*in
Porträtfoto Mann mit Brille und dunkelblonden Haaren
Carl-Friedrich Höck

ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.

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