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SPD-Chefin vor Kommunalwahlen „zuversichtlich, dass wir Rathäuser halten”

Bundesweite Umfragen bieten für die SPD zurzeit wenig Grund zum Jubeln. Dennoch blickt die Vorsitzende der SPD in Nordrhein-Westfalen, Sarah Philipp, optimistisch auf die Kommunalwahlen am kommenden Sonntag. Sie macht das vor allem an einem Punkt fest.

von Jonas Jordan · 11. September 2025
Sarah Philipp, Vorsitzende der NRWSPD

Sarah Philipp, Vorsitzende der NRWSPD (aufgenommen beim DEMO-Kommunalkongress 2025 in Duisburg)

Vier der zehn größten Städte in Nordrhein-Westfalen haben aktuell einen SPD-Oberbürgermeister. Wie viele sollen es nach der Kommunalwahl sein?

Ich bin zuversichtlich, dass wir die Rathäuser halten, die jetzt rot sind. Das gilt sowohl für die Orte, in denen Amtsinhaber wieder antreten, als auch dort, wo neue Kandidierende von uns ins Rennen gehen. Und ich bin auch optimistisch, dass wir Rathäuser zurückerobern können.

Sehr umkämpft ist Köln als größte Stadt des Landes, wo der SPD-Kandidat Torsten Burmester laut einer Umfrage aktuell vorn liegt. Wie wichtig wäre ein Sieg in der Domstadt?

Wir wollen dort gewinnen, weil es Zeit wird, dass das Kölner Rathaus wieder von einem SPD-Oberbürgermeister regiert wird und die wichtigen Probleme der Domstadt angepackt werden. Ich war vergangene Woche vor Ort im Straßenwahlkampf mit Torsten Burmester. Die Leute haben sehr positiv auf ihn reagiert, ihn erkannt und proaktiv angesprochen. Torsten ist ein toller Kandidat. Das Ziel ist, in Köln vorne zu liegen. Die Chancen sind gut. Insofern bin ich sehr optimistisch, was den Wahlsonntag in Köln angeht.

In vielen Städten des Ruhrgebiets, in Gelsenkirchen, Bochum, Essen, aber auch in Ihrer Heimatstadt Duisburg hat die SPD bei der Bundestagswahl Stimmen an die AfD verloren. Wie macht sich das im Kommunalwahlkampf bemerkbar?

Im Vergleich zum Bundestagswahlkampf Anfang des Jahres ist die Stimmung deutlich positiver. Das berichten uns auch diejenigen, die vor Ort im Haustürwahlkampf unterwegs oder an den Infoständen sind. Die Leute haben Lust, sich zu unterhalten, sind interessiert und interessieren sich sehr genau dafür, was bei ihnen vor der Haustür passiert. Da liegt unsere Stärke. Wir sind vor Ort ansprechbar und in vielen Bereichen tiefer verwurzelt. Die Leute schätzen es, ein bekanntes Gesicht zu haben, jemanden, den sie schon kennen, dem sie vertrauen und bei dem sie wissen, dass er sich kümmert und ansprechbar ist. Das ist der große Unterschied zu AfD-Kandidaten. Sie sind fast gar nicht vor Ort bekannt. Diese Stärke wollen wir in die Waagschale legen.

Seit der Wahl von Bärbel Bas zur SPD-Vorsitzenden im Juni kommen erstmals die Bundes- und die Landesvorsitzende der SPD aus Duisburg. Inwiefern hilft die Prominenz den Genoss*innen vor Ort?

Wir machen Wahlkampf in Duisburg, so wie wir das immer beide gemacht haben – unabhängig von unseren anderen Rollen. Da, wo wir unterstützen können, machen wir das. Sören Link bringt als starker Oberbürgermeister mit seiner Präsenz und seiner Erfolgsbilanz sehr viel mit.

In landesweiten Umfragen zur Kommunalwahl lag die SPD kürzlich in Nordrhein-Westfalen bei 23 Prozent. Würden ein neuer Land- oder Bundestag gewählt, läge die Zustimmung nur bei 16 bzw. 18 Prozent. Was macht die SPD kommunal besser?

Das zeigt, dass die Leute sehr wohl unterscheiden, was gerade gewählt wird. Diese Differenzierung ist sehr wichtig. Denn bei der Kommunalwahl geht es um Fragen von vor Ort wie: Fährt der Bus? Wenn ja, wie oft? Wie sieht es aus mit vernünftigen Radwegen? Wer kümmert sich um die Schlaglöcher? Wer kümmert sich um vernünftige Schulen und Kitaplätze? Die Leute wollen, dass es vor Ort funktioniert. Sie wissen aber auch, dass die Umsetzung nicht immer einfach ist. Die Haushaltslage vieler Kommunen in Nordrhein-Westfalen ist angespannt. Trotzdem haben unsere Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister, zum Beispiel im Ruhrgebiet, gezeigt, dass sie unter schwierigsten Voraussetzungen darauf achten, dass vor Ort gute Politik für die Menschen gemacht wird.

Welches Signal erhoffen Sie sich von der Kommunalwahl für die Landtagswahl 2027?

Eine Frage, die sich durch alle Termine zieht, ist: Wie kommen Familien in Nordrhein-Westfalen klar? Die Herausforderungen, mit denen sie zu kämpfen haben – ausreichende Kitaplätze, eine verlässliche Betreuung, bezahlbarer Wohnraum – sind in allen Regionen von Nordrhein-Westfalen gleich. Die Leute wollen, dass ihr Alltag funktioniert. Wir wollen ihnen wiederum klarmachen: „Wir haben verstanden, was eure Herausforderungen sind. Wir nehmen das ernst und wir haben auch Verständnis dafür, dass ihr manchmal gefrustet seid, aber ihr könnt euch auf uns verlassen, dass wir diese Probleme angehen.“ Denn wir sind eine Familienpartei und wollen Politik machen, die den Alltag leichter macht.

Stichwort Familienpartei: Mit ihrer Spielplatztour war die NRWSPD seit Anfang Juli in mehr als 50 Orten unterwegs. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Das Format wurde super angenommen. Die Zeiten, in denen die SPD sich irgendwo hinstellt und wartet, dass Leute kommen, sind vorbei. Wir müssen dahin, wo Menschen sind. Als Familienpartei gibt es keinen besseren Ort, um mit Familien in Kontakt zu kommen, als einen Spielplatz. Es waren tolle Termine und wir können uns vorstellen, damit auch nochmal in die Verlängerung zu gehen.

Wie sieht Ihr Engagement im Endspurt bis zum Wahlsonntag aus?

Laufen, laufen, laufen, Termine machen, überall unterwegs sein. Alles, was noch in den Terminkalender passt, wird gemacht. Volle Unterstützung für alle Wahlkämpfenden, die vor Ort einen Wahnsinnsjob machen. Ich bin am Mittwoch in der Städteregion Aachen unterwegs, in Mönchengladbach bei unserem SPD-Oberbürgermeister Felix Heinrichs und auch in Duisburg. Ich sitze die nächsten Tage also viel im Auto und überall da, wo ich unterstützen kann, mache ich das sehr gerne.

Und was wird zwischen dem 14. September und den Stichwahlen am 28. September passieren?

Wir sind da in Vorbereitung. Mein Kalender und auch ich persönlich sind darauf vorbereitet, noch einmal zwei Wochen dranzuhängen. Alles, was am Sonntag nicht klappt, tüten wir dann zwei Wochen später ein.

Dieses Interview wurde zuerst auf vorwärts.de veröffentlicht.

Autor*in
Jonas Jordan

ist Redakteur des vorwärts im Berliner Vorwärts Verlag. Er hat Politikwissenschaft studiert.

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