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Wie Luckenwalde sich für die Zukunft aufstellt

Die traditionelle Industrie- und Arbeiterstadt geht den Strukturwandel aktiv an und wird zur Ideen-Plattform im Rahmen des Schinkel-Wettbewerbs 2026.
 

von Karin Billanitsch · 7. Oktober 2025
Peter Mann und Elisabeth von der Heide

Leiter des Stadtplanungsamtes, Peter Mann und Bürgermeisterin Elisabeth Herzog von der Heide in Luckenwalde. 

Luckenwalde, rund 50 Kilometer südlich von Berlin gelegen, entwickelte sich von einer florierenden mittelalterlichen Handelsstadt zu einer Industriestadt, die ihre Blütezeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte. Zwei Weltkriege, die DDR-Zeit und die Wende hinterließen ebenfalls Spuren. Bürgermeisterin Elisabeth Herzog von der Heide, seit 2002 im Amt, blickt zurück: „Luckenwalde wurde die Stadt der Schornsteine genannt. Sie gehört zu den ältesten industriellen Kernen Brandenburgs.“ Als die Stadt 1841 an die Eisenbahnverbindung zwischen Berlin, Halle und Leipzig angebunden wurde, begann die Industrialisierung „Innerhalb von 50 Jahren verdreifachte sich die Bevölkerung auf 25.000 – und hielt diese Zahl bis zur Wende.“ Die SPD war und ist in der ehemaligen industriellen Hochburg der Region stark verwurzelt. 

Aktive Stadtentwicklung

Doch nach dem Mauerfall begann 1990 ein massiver Strukturwandel. „Viele Betriebe schlossen, wir hatten rund 80 Industrie-Brachen. Die Einwohnerzahl sank auf knapp 20.000. Damals hatten wir die Erkenntnis: Wir sind fern von blühenden Landschaften. Wir sind eine schrumpfende Stadt – und dieser Prozess muss organisiert werden.“ Die Stadt reagierte mit aktivem Stadtumbau: Abriss leerstehender Wohnungen, Schließung oder Sanierung von Kitas und Schulen und die Sanierung von 120 Gründerzeitwohnungen.

Einige Projekte gelten heute als vorbildlich: Der alte Bahnhof wurde zur modernen Medienbibliothek umgebaut, das ehemalige Gaswerksgelände saniert und mit Parkplätzen und Feuerwehrneubau versehen. Entlang der Nuthe entstand ein Grünzug mit Spazierwegen, die Fußgängerzone wurde erneuert, historische Gebäude wie Post und Hutfabrik zu Wohnungen umgebaut. „Wir sind heute wieder eine wachsende Stadt. Das macht uns attraktiv für Neubürger“, so die Bürgermeisterin.

Das „Karree“ – neues Herzstück der Stadtentwicklung

Gegenwärtig leben 21.300 Menschen in Luckenwalde – Tendenz steigend. Als nächstes großes Projekt nimmt die Stadt das nächste große Sanierungsprojekt, das „Karree“ in Angriff, ein Areal zwischen Bahnhof und Innenstadt. „Wir haben das Gebiet als Sanierungsgebiet ausgewiesen, in dem eine städtebauliche Erneuerung notwendig ist“, erklärt Peter Mann, Leiter des Stadtplanungsamts. „Aufgrund der Baugeschichte der Stadt befinden sich hier einige alte gewerbliche Kerne, die mittlerweile zum Teil Ruinen sind“, so Mann. Große Bereiche müssten neu geordnet werden, die aus unterschiedlichsten Gründen noch keine Zukunft hätten.“

Mit Blick auf das Karree hat sich nun eine große Chance für die Stadt aufgetan: Im Jahr 2026 steht die Stadt Luckenwalde im Zentrum des Schinkel-Wettbewerbs 2026 des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin-Brandenburg e.V. (AIV). Das Motto lautet passend „Stadt im Wandel“. 

Schinkel-Wettbewerb hat lange Tradition

Der Wettbewerb  hat eine lange Tradition. Seit mehr als 160 Jahren organisiert der Verein „den wichtigsten internationalen Nachwuchswettbewerb“ Deutschlands. Dabei werden Städte und Orte in Berlin und Brandenburg ausgewählt. Der AIV sucht die Kandidaten aktiv aus und geht auf sie zu. Nicole Zahner vom Schinkel-Ausschuss des AIV erklärt die Entscheidung: „Luckenwalde steht beispielhaft für viele Mittelstädte rund um Berlin. Die Stadt hat sich eigenständig entwickelt und ist zugleich sehr gut an Berlin angebunden.“

Peter Mann ist überzeugt: „Dass der AIV uns ausgewählt hat, ist kein Zufall – so etwas muss man sich erarbeiten.“ Nicole Zahner vom Schinkel-Ausschuss des AIV ergänzt, Luckenwalde habe großes Interesse gezeigt und den AIV offen empfangen. „Das Besondere sei, dass der Wettbewerb interdisziplinär ist. Er richtet sich nicht nur an Architektinnen, sondern auch an Stadtplanerinnen, Ingenieurinnen und Künstlerinnen.“ Insgesamt werden Preisgelder von bis zu 30.000 Euro vergeben.“

 

Für die Kommune ist die Ausschreibung ein Gewinn: Denn junge Planerinnen und Planer aus verschiedenen Disziplinen entwickeln fachlich fundierte Visionen für eine „Stadt im Wandel“. Zu den Aufgaben der Teilnehmenden gehören unter anderem die Planung einer Kultur- und Veranstaltungshalle, die Nachnutzung eines leerstehenden SB-Marktes aus DDR-Zeiten, Konzepte zur Verkehrs- und Radverkehrsstrategie sowie Überlegungen zur Weiterentwicklung der Grünräume

„Wenn dabei Ideen entstehen, die zu unseren Vorhaben passen, können wir sie übernehmen“, sagt Mann. Die Chancen dafür stehen gut, denn ist ausdrücklich erwünscht, dass die Teilnehmenden sich mit den Planwerken der Stadt auseinandersetzen – „durchaus auch kritisch“, so Mann. Es könnten auch neue Leitbilder entwickelt werden. 

Auch für Elisabeth Herzog von der Heide ist die Nominierung eine Bestätigung ihrer Arbeit: „Der Wettbewerb ist für uns ein Geschenk.“ Sie selbst dürfte es besonders freuen: Die Bürgermeisterin lenkt seit 23 Jahren die Geschicke der Stadt. Zum Jahresende wird sie aufhören.

Der Text wurde aktualisiert am 22.10.2025

Autor*in
Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

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