Wie in Mannheim ein wassersparendes Wohnquartier gebaut wurde
Ein neues Wohnquartier in Mannheim könnte zum Vorbild für ganz Deutschland werden, indem gezielt kostbares Wasser durch Wiederverwendung gespart wird.
Annette Rudolph-Cleff/TU Darmstadt
Die neuen Wohngebäude und eine Teichanlage des neuen nachhaltigen Wohnprojekts der Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG.
Zu viel Hitze, plötzliche Starkregen und drohende Überschwemmungen – die Folgen der Klimakrise zwingen Städte, Gemeinden und Landkreise dazu, mehr für die Klimaresilienz zu tun. Umso wichtiger wird der Umgang mit Wasser auch bei konkreten Wohnungsbauvorhaben. Ein Beispiel für sensibles Bauen mit Blick auf den Umgang mit Wasser ist das erst kürzlich fertiggestellte Wohnungsbauprojekt der GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft.
Wassersensitives Bauprojekt
Drei Mehrfamilienhäuser mit fast 120 Wohneinheiten sind auf dem Grundstück einer bestehenden Wohnanlage aus den 1950er-Jahren in der Aubuckel-Siedlung entstanden. „Die Siedlung war in die Jahre gekommen, und wir haben uns entschieden, das gesamte Quartier zu modernisieren und in diesem Zuge drei Gebäude abzureißen und neu zu bauen“, sagt Heiko Brohm, Unternehmenssprecher der GBG. Entstanden sind nachhaltig geplante und ausgeführte Wohngebäude. Von den neu gebauten Wohnungen sind mehr als 40 Prozent sozial gefördert und die Mieten gedeckelt.
„Was wirklich außergewöhnlich ist an diesem Projekt, ist das wassersensitive Bauen“, betont Brohm. Dabei ging es insbesondere darum, den Frischwasserverbrauch zu senken, indem nur leicht verschmutztes Wasser aus Duschen, Handwaschbecken und Waschmaschinen zu Servicewasser aufbereitet und für die Toilettenspülungen oder die Waschmaschinen wieder genutzt wird.
Partner TU Darmstadt und Bundesstiftung Umwelt
„Wir gehen davon aus, dass man bis zu 40 Prozent des Trinkwassers sparen kann. Im Augenblick sind wir in der Phase der Berechnungen, da es noch keine Praxiswerte gibt“, erläutert Brohm.
Die GBG entwickelte das Quartier gemeinsam mit der Technischen Universität Darmstadt. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) förderte das Projekt „ReSource Mannheim – Wassersensitive Stadtgestaltung in Mannheim, Quartier Aubuckel“ und begleitete es auch wissenschaftlich. „Das spielte natürlich eine wichtige Rolle, denn so etwas zu bauen und umzusetzen, ist sehr aufwendig“, sagt Brohm. Deshalb seien sowohl finanzielle Förderung als auch der Austausch von Know-how wertvoll.
Zum Beispiel sind zwei getrennte Wasserkreisläufe nötig: für den normalen Frischwasserkreislauf sowie für den Servicewasserkreislauf. „Es wurde deutlich mehr Haustechnik verbaut als üblich, zum Beispiel eine Filtrationsanlage“, verdeutlicht Brohm.
DBU-Generalsekretär Bonde: „Radikal umdenken“
Bei der Eröffnung des neuen Wohnquartiers Anfang August betonte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde, Temperaturanstieg und dadurch Dürre, Hitze, Grundwasserstress, aber auch Starkregen und Überschwemmungen zwängen bei städtischen Planungen zum „radikalen Umdenken“. Bonde: „Mehr Brauchwassernutzung statt Frischwassernutzung muss die Devise sein.“ Mit Blick auf die 40-Prozent-Marke betonte er die Vorbildfunktion des Projekts: Das sei eine hervorragende Marge und müsse bundesweit auch in anderen Städten und Kommunen das Ziel sein.
Darüber hinaus gibt es im Quartier ein innovatives Teichsystem. Es sorgt dafür, dass überschüssiges Servicewasser und Regenwasser gespeichert wird. „In der Mitte eines Innenhofs befindet sich ein relativ großer Flachwasserteich, in den das Regenwasser von den Dächern der umliegenden Gebäude und überschüssiges Servicewasser hineinfließt“, erklärt Brohm die Anlage. Sie ist so konzipiert, dass sie große Wassermassen aufnehmen kann. Das Wasser dient an heißen Tagen zur Kühlung des Quartiers durch die entstehende Verdunstungskühle oder kann dazu eingesetzt werden, die umliegende Vegetation zu bewässern.
„Wasserplanungen zukunftsfest machen“
Nach den Worten von DBU-Generalsekretär Bonde geht es im Aubuckel-Projekt nicht allein um wasserresiliente Städte und deren nachhaltigen Umgang mit Ressourcen sowie um innovative Kreislaufwirtschaft. Sondern er sieht auch eine grundlegende Bedeutung: „Der Schutz der Wasserversorgung ist auch eine Sicherheitsfrage.“
Die sichere Verfügbarkeit von Trinkwasser müsse ein zentrales Element entsprechender militärisch-politischer Strategien werden, forderte Bonde. Damit dies gelinge, müssten Städte und Kommunen „schnellstmöglich ihre Wasserplanungen zukunftsfest machen“.
Ralf Bauer
ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.