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Gelsenkirchen: „Dekade des Stadtumbaus“

Die Stadt Gelsenkirchen will Schrottimmobilien loswerden und den Wohnungsbestand modernisieren. Oberbürgermeisterin Karin Welge ruft eine „Zukunftspartnerschaft“ mit dem Land NRW ins Leben. 

von Carl-Friedrich Höck · 25. März 2025
Bagger und Schutthaufen

Abriss eines sogenannten Schrotthauses in Gelsenkirchen im November 2022 (Eckhaus an der Straße Auf der Hardt)

Rund 9.000 Wohnungen in Gelsenkirchen stehen leer. Davon sind etwa 6.000 sogenannte Schlichtwohnungen von minderer Qualität. „Für den normalen Wohnungsmarkt stehen sie eigentlich gar nicht zur Verfügung“, sagt Stadtbaurat Christoph ­Heidenreich. Gleichzeitig gebe es eine große Nachfrage nach modernen Wohnungen.

Kampf gegen Schrottimmobilien

Diese Altlasten führen zu einer Negativspirale auf dem Wohnungsmarkt. Eigentümer sind verunsichert und investieren nicht mehr in ihre Immobilien. Zunehmend hat die Stadt auch mit Schrottimmobilien zu kämpfen: Gebäuden, die verfallen, schimmeln oder Ungeziefer ­anziehen. Im Extremfall bilden sich dort kriminelle Strukturen, heißt es aus der Verwaltung. Dann werden dort Menschen für Geld unter unwürdigen Bedingungen in Matratzenlagern untergebracht.

Die Kommune will nicht tatenlos zusehen und hat gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen eine „Zukunftspartnerschaft“ ins Leben gerufen. Die Ziele: Der Wohnungsmarkt soll in zehn Jahren um 3.000 Wohnungen bereinigt werden, um die Leerstandsquote unter fünf Prozent zu drücken. Das heißt: Verwahrloste oder ungünstig gelegene Gebäude werden abgerissen. 

Sonderkonditionen für Investoren

Der verbleibende Wohnungsbestand soll saniert oder neu gebaut werden. Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) hat im Jahr 2022 eine „Dekade des Stadtumbaus“ ausgerufen. Das Land hat dafür zunächst zehn Millionen Euro zur Verfügung gestellt. 

Zusätzlich werden in der Stadt Sonderkonditionen für die Wohnraumförderung angeboten, die auch private Investoren nutzen können, sofern sie anschließend eine Mietpreisbindung in Kauf nehmen. Das werde sehr gut angenommen, berichtet Stefanie Hugot, Leiterin des Referats Stadtplanung. Ab 2025 sind auch verstärkt Städtebaufördermittel vom Bund für den Umbau eingeplant.

Stabsstelle Zukunftspartnerschaft

Koordiniert werden die Aktivitäten in einer Stabsstelle Zukunftspartnerschaft. Ein referatsübergreifendes Team sucht systematisch nach Wegen, um an Problemimmobilien heranzukommen. Zum Instrumentenkasten der Stadt gehören Nutzungsuntersagungen, wohnungsaufsichtsrechtliche Verfahren oder das Vorkaufsrecht, das die Kommune in Sanierungsgebieten nutzen kann. 

Dort kann die Stadt auch eine Modernisierung oder Instandsetzung anordnen. Sogar ein Rückbaugebot konnte die Kommune schon gerichtlich durchsetzen. „Die Stadt bekommt ein neues Gesicht”, so Hugot.

Autor*in
Porträtfoto Mann mit Brille und dunkelblonden Haaren
Carl-Friedrich Höck

ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.

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