Hilfe für Helfende: Wie die SKEW kommunale Partnerschaften fördert
Die SKEW begleitet als Servicestelle Kommunen, die eine Partnerschaft in den Globalen Süden knüpfen oder die Ukraine unterstützen wollen.
Christian Valenzuela
Deutsche Städte und Gemeinden und ihre Partnerkommunen profitieren vom gegenseitigen Wissensaustausch.
Rund 750 deutsche Städte, Gemeinden und Landkreise pflegen Entwicklungspartnerschaften ins Ausland. Solche Kontakte zu knüpfen, ist gerade zu Beginn oft nicht einfach. Deshalb gibt es eine Agentur, die Kommunen bei diesem Prozess begleitet: die „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt”, kurz SKEW. Ihr Auftrag: Sie soll Kommunen helfen, sich für globale Nachhaltigkeit einzusetzen. Das tut sie zum Beispiel, indem sie Gemeinden berät, die fairen Handel fördern. Sie unterstützt aber auch kommunale Partnerschaften, hauptsächlich mit Ländern aus dem Globalen Süden.
Dahinter steht die Idee, dass globale Probleme nur gemeinsam gelöst werden können, wie Niels Albers erklärt. Er leitet die SKEW als Teil der gemeinnützigen Organisation „Engagement Global“, die im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums arbeitet. Deutsche Kommunen, die Partnerschaften eingehen, tun das laut Albers aus Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung, aber auch aus Eigeninteresse. „Sie können zum Beispiel beim Thema Klimaanpassung enorm viel von den Südpartnern lernen.“ Etwa, wenn es darum geht, mit Schwammstadt-Konzepten auf längere Trockenperioden oder Starkregen zu reagieren.
Ein Beispiel ist die Kleinstadt Eltville am Rhein. Sie liegt in einer Weinregion und arbeitet mit der argentinischen Kommune Tunuyán zusammen, wo ebenfalls Wein angebaut wird. Dort haben die Winzer bereits viel Erfahrungen mit Bewässerungsmethoden gesammelt, um auch trockene Phasen zu überstehen.
Geld vom Bund
Finanziert wird die Arbeit der SKEW hauptsächlich vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Seit ihrer Gründung im Jahr 2002 ist die Servicestelle stark gewachsen, von fünf auf mehr als 150 Mitarbeiter. Ein Grund dafür ist die Agenda 2030, die im Jahr 2015 von den Vereinten Nationen beschlossen wurde. Sie umfasst 17 Nachhaltigkeitsziele, die unter anderem darauf abzielen, die Armut zu beenden, die Umwelt zu schützen, Wohlstand und Frieden zu fördern. Infolgedessen unterstützt der Bund die kommunale Entwicklungspolitik mittlerweile mit rund 46 Millionen Euro im Jahr. Ein großer Teil davon fließt in die Arbeit der SKEW.
In den Städten und Gemeinden werde die Agenda 2030 sehr konkret, meint Niels Albers. „Wenn es um Wasser und Abwasser geht, um Klimaanpassung, Armutsbekämpfung oder Mobilität, dann haben sie sofort einen Bezug zu den Nachhaltigkeitszielen.“ Selbst die Stadtentwicklungsplanung könne man daran ausrichten.
Großer Instrumentenkasten
Die Servicestelle hilft den Kommunen auf vielfältige Weise. Sie könne neue Partnerschaften vermitteln und in der Anbahnungsphase Reise- oder Dolmetscherkosten bezuschussen, erklärt Niels Albers. Die SKEW gebe Einführungsseminare und fördere für einen Zeitraum von bis zu vier Jahren Personalstellen, die sich unter anderem um die Koordination der Partnerschaften kümmern. Auch etablierte Partnerschaften werden finanziell unterstützt: Für größere Projekte gibt der Bund bis zu 250.000 Euro dazu.
Seit Russlands Präsident Wladimir Putin seine Truppen in die Ukraine einmarschieren ließ, bildet die deutsch-ukrainische Zusammenarbeit einen weiteren Schwerpunkt in der Arbeit der SKEW. Die Zahl der Partnerschaften mit dem osteuropäischen Land hat sich seit 2022 auf rund 250 verdreifacht. In erster Linie bringen die deutschen Kommunen damit ihre Solidarität zum Ausdruck: Bonn zum Beispiel liefert medizinisches Equipment nach Cherson; Leipzig hat Feuerwehrautos für Kiew organisiert.
Der Vorteil: Auf kommunaler Ebene kann die Hilfe oft schnell und unbürokratisch geleistet werden. Niels Albers ist überzeugt, dass die deutschen Partner auf lange Sicht auch selbst profitieren werden. Etwa von den Erfahrungen, die auf ukrainischer Seite mit dem Zivil- und Bevölkerungsschutz gesammelt wurden. Und: Bei der Digitalisierung der Verwaltung gilt die Ukraine als Vorreiter.
Bund weiß Arbeit der Kommunen zu schätzen
Die Bundesregierung hat die Mittel für die SKEW trotz knapper Kassen nicht gekürzt. Diese werde ihre erfolgreiche Arbeit also fortsetzen können, erklärt ein Sprecher von Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD). „Kommunale Partnerschaften sind ein zentrales Instrument der deutschen Entwicklungszusammenarbeit“, betont der Sprecher. Der Bund schaffe den strategischen Rahmen, lege Prioritäten fest, vernetze internationale Akteure und stelle Ressourcen bereit. Die Kommunen setzten die Strategien mit konkreten Projekten in die Praxis um. „Sie sind nah an den Menschen, wissen, was gebraucht wird, und bauen auf langjähriges Vertrauen“, heißt es aus dem Ministerium.
Dirk Bleicker
ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.